Interview mit Installateur Rene Kausl : Unternehmensnachfolge? Es geht um sehr viele Emotionen!

Vater Adolf Kausl und Sohn Ing. Rene Kausl

Von ihnen kann man lernen, haben sie doch die Unternehmensnachfolge mit allen Höhen und Tiefen sehr gut gemeistert (v. l.): Vater Adolf Kausl (mittlerweile in Pension) und Sohn Ing. Rene Kausl (mittlerweile auch mit anderen Unternehmungen beschäftigt).

- © HLK/ E. Herrmann

Mit einer kryptischen Anmerkung erwähnte Installateur Ing. Rene Kausl bei einem Vortrag in Passau/D vor Kollegen (m/w), dass die Unternehmensnachfolge vom Vater auf den Sohn „nicht so einfach“ war.
Durch Fehler bei der Unternehmensnachfolge werden jährlich allein in Deutschland Milliardenwerte vernichtet. Das ergab der Report „Unternehmensnachfolge“, den die Beratungsgesellschaft BWS Consultants schon 2018 vorstellte.
Nachdem viele Unternehmen vor der Herausforderung stehen, einen Nachfolger (m/w/d) zu finden oder den Betrieb geordnet zu übergeben, wollte die HLK von Ing. Rene Kausl genauer wissen, was „nicht so einfach war“ und wie die Firmenübergabe beim Installationsunternehmen Kausl Energiesysteme & Baddesign aus Niederösterreich konkret gemeistert wurde.
Ing. Rene Kausl stellte sich erfreulicher und dankenswerter Weise den heiklen Fragen und sprach offen über die Knackpunkte, die sich seinerzeit aus seiner Sicht stellten.
Anmerkung der Redaktion
: Dieses Interview wurde schon vor einiger Zeit geführt und in der Printausgabe der HLK abgedruckt – an der Brisanz oder Aktualität des Themas „Unternehmensnachfolge“ ändert das aber überhaupt nichts und ist auch der Grund, weshalb das Gespräch nochmals online verfügbar gemacht wird.

Welche Herausforderungen gab es bei der Firmenübergabe zu meistern?
Kausl
: Bei einer Übergabe im Familienbereich geht es weniger um Papierformalitäten, sondern vor allem um sehr, sehr viele Emotionen. Als die Firmenübergabe vollzogen wurde, war mein Vater 56 und ich 25 Jahre alt. Für uns beide war das ein herausfordernder Prozess, zumal er ja nicht wirklich alt und ich noch relativ jung war.
Ein wichtiges Kriterium bei der Übergabe im Familienbereich ist nicht nur zwischen Vater und Sohn, sondern auch durch das Umfeld gegeben – Frau bzw. Lebensgefährtin, Schwester, Freunde, Mutter spielen hier eine große Rolle. Und natürlich spielen auch die Mitarbeiter des Unternehmens bei einer Übergabe eine elementare Rolle.
Ich habe allergrößten Respekt und Achtung vor der Entscheidung meines Vaters, dass er losgelassen hat. Die Betriebsübergabe war ja für ihn genauso ein riesiger Entwicklungs- bzw. Veränderungsschritt, wie für mich.

Wie haben Sie die Firmenübergabe dann letztendlich über die Bühne gebracht?
Kausl
: Ich habe mich sehr gewissenhaft und lange darauf vorbereitet.
Nach der HTL Vöcklabruck (für technische Gebäudeausrüstung + Energieplanung) bin ich in das elterliche Unternehmen gekommen. Von Anfang an habe ich penibel darauf geachtet ja keinen Fehler zu machen und arbeitete sehr diszipliniert, um mir unter den Mitarbeitern Respekt und Vertrauen zu erarbeiten. Das tat ich auch, damit mich die Mitarbeiter so sehen, wie Sie mich sehen sollen.
Ich habe mich auch immer quasi als Prellbock vor die Mitarbeiter gestellt. Aber man ist da immer in einer Sandwich-Situation – zwischen Firmenleitung und Mitarbeitern. Hier die Balance zu finden, war alles andere als einfach für mich und megaanstrengend. Noch dazu, weil mich manche Mitarbeiter ja von Kindheit an kennen. Und mit 25 hat man ja eigentlich auch noch andere Dinge im Kopf, als nur diszipliniertes Arbeiten.
Dieser enorme Stress und diese unklare Situation (für mich) waren dann letztendlich auch der Grund, weshalb ich mit meinem Vater sprach und ihm klarmachte: Ich verbrenne, wenn sich nichts ändert. Entweder er leitet das Unternehmen, oder ich.
Nach der Aussprache hat er das dann eingesehen und mir die Firmenleitung trotz seiner noch relativ jungen Jahre übertragen und gesagt: Dann mach Du das.
Wir haben dann die Übergabe Schritt für Schritt im Detail abgearbeitet.
is die Übergabe von der Papierseite her quasi am 3. Jänner 2012 offiziell wurde, war von der organisatorischen und operativen Seite her schon alles längst abgearbeitet.
Mein Vater hat dann auch wirklich losgelassen und einen seiner Leitsprüche („man muss auch zusehen können, wie Etwas den Bach runtergeht“) gelebt. Denn er hat mir z. B. auch bewusst zugeschaut, wie ich Fehler machte – damit ich sie machen kann und daraus lerne.

Ist ihr Vater noch im Betrieb tätig?
Kausl
: Ja, er ist nach wie vor im Betrieb tätig und macht jene Projekte, die ihm Spaß machen. Er kümmert sich zum Beispiel um organisatorische Details und alle Gebäude bei unseren Filialen, die zum Teil modernisiert gehören (Anm. d. Red.: Das hat sich mittlerweile geändert, wie Sie später im Text erfahren).

Kausl Energiesysteme & Baddesign in Weiten/NÖ
Das Interview wurde in der Filiale von Kausl Energiesysteme & Baddesign in Weiten/NÖ abgehalten, in der Kunden einen großzügigen Schauraum vorfinden. - © HLK/ E. Herrmann

Wie kam die Firmenübergabe bei den Mitarbeitern an?
Kausl
: Im Großen und Ganzen hat es aus meiner Sicht sehr gut funktioniert. Mit einer Ausnahme: Ein langjähriger Mitarbeiter ist mit dem Wechsel nicht ganz zurechtgekommen. Von ihm habe ich mich getrennt. Ehrlicher Weise muss ich dazu sagen, dass ich bei diesem einen Mitarbeiter auch sehr viele Fehler gemacht habe. Aber ich habe daraus gelernt.

Wie würden Sie Ihren Führungsstil beschreiben?
Kausl
: Ich würde behaupten, dass ich einen situativen Führungsstil pflege – es hängt eben von der Situation und Sachlage ab. Ich bin davon überzeugt, dass man im Team intelligenter arbeitet, als einer allein mit seiner (sturen) Meinung.
Nur wenn es sich um gewisse (Firmen-)Werte handelt, bin und bleibe ich hart. Mir ist es zum Beispiel extrem wichtig, dass sich Kunden bei und mit uns wohlfühlen. Da zählt Pünktlichkeit dazu, wie man einen Kunden in Empfang nimmt, oder wie man sich gegenüber einem Kunden benimmt und verhält.

Veränderungen seither

Seit dem damaligen HLK-Interview ist einige Zeit ins Land gezogen und auch beim Unternehmen mit seinen über 50 Mitarbeitenden drehte sich das „Veränderungskarussell“.
Vater Adolf Kausl ist nun im (Un)Ruhestand. Mit Bernd Gritsch übernahm ein langjähriger Mitarbeiter die operative Geschäftsführung bei Kausl Energiesysteme & Baddesign, um Ing. Rene Kausl mehr Zeit für seine weiteren Aktivitäten zu verschaffen. Denn der vielbeschäftigte Unternehmer hegt noch etliche andere Interessen, Passionen und Vorstellungen, die er in der Kausl Gruppe in die Tat umsetzt bzw. auch mit anderen Installateur-Kollegen (m/w) teilt.

Mehr zur Kausl Gruppe

1979 wurde die Kausl GmbH von Adolf Kausl in Mühldorf im Waldviertel/ NÖ gegründet. Der Familienbetrieb steht heute für hochwertiges Service bei Modernisierungen und Neubauten im Sanitär-, Heizungs-, Lüftungs- und Klimatechnik-Bereich. Mit den Filialen in Weiten sowie in Langenlois (beide in Niederösterreich) und der eigenen Service- bzw. Kundendienst-Abteilung steht das Team von Kausl Energiesysteme & Baddesign den Kunden mit (Be-)Rat(ung), Tat und Hilfe zur Verfügung.
Zur Kausl Gruppe zählen aber noch weitere Unternehmen/ Tätigkeitsbereiche bzw. auch Kooperationen.
Die 2007 gegründete kausl energy versorgt Wohnanlagen, öffentliche Gebäude, Gewerbeobjekte und Nahwärmeanlagen professionell mit Wärme und bietet hier auch Contracting-Lösungen an.
2013 gründete Ing. Rene Kausl außerdem ein Ingenieurbüro für Energie- und Gebäudetechnik (KauslKonzept). Das Unternehmen berät zu allen gebäude- und energietechnischen Vorhaben.
2016 wurde „Con4“ gegründet – ein Unternehmen, bei dem vier Installateurbetriebe zusammenarbeiten (Kausl Energiesysteme & Baddesign, Haustechnik Fichtinger, Leitner Haustechnik und Kollar), um Gemeinden, Genossenschaften, Bauträger etc., bei neuen Bauprojekten und Sanierungen zu unterstützen.
Zur Kausl Gruppe zählt mittlerweile auch die HandwerkerImpuls GmbH - eine Angebots-Plattform für Austausch, Weitergabe und Implementierung von bewährtem Erfolgs-Know-how für ausgewählte Branchen-Kollegen unter den Sanitär- und Heizungs-Installateuren.