Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie : Heizungs-Absatz brach bei unseren Nachbarn im 1. Quartal 2024 ein

Absatzzahlen von Wärmeerzeugern in Deutschland nach Heizungstechnologien im 1.Quartal 2024

Die Absatzzahlen von Wärmeerzeugern in Deutschland nach Heizungstechnologien im 1.Quartal 2024 (die prozentuellen Veränderungen beziehen sich auf den Vorjahreszeitraum).

- © HLK/ www.bdh-industrie.de

Mit über 1,3 Millionen abgesetzten Wärmeerzeugern und einem Wachstum von +34 % (gegenüber 2022) blickte die Heizungsindustrie in Deutschland auf ein Rekordjahr 2023 zurück. Jetzt folgt eine herbe Ernüchterung: Die Hersteller von Heizungssystemen melden für den deutschen Markt eine deutliche Eintrübung für Wärmeerzeuger. Im ersten Quartal 2024 ging der Absatz gegenüber dem Vorjahreszeitraum in Summe um 29 % zurück. Das geht aus den Zahlen hervor, die der Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie (BDH) am 02. Mai 2024 vorgelegt hat.
Auf Heizungstechnologien bezogen, gab es vor allem bei den erneuerbaren Bereichen Biomasse (-81 %) und Wärmepumpen (-52 %) im 1. Quartal 2024 ein herbes Minus. Von Jänner bis März 2024 wurden in Deutschland nur 46.000 Wärmepumpen verkauft. Im gleichen Zeitraum des Jahres 2023 hatten die Hersteller noch 96.500 Wärmepumpen abgesetzt. Die Absatz-Statistik listet aber auch einen Gewinner im 1. Quartal 2024 auf: Öl-Brennwerttechnik (+33 %).
Der Markt für Heizungsmodernisierung ist aktuell geprägt von einer tiefen Verunsicherung der Verbraucher“, kommentiert BDH-Hauptgeschäftsführer Markus Staudt die aktuelle Marktsituation. „Vor allem hat die langwierige und öffentliche politische Debatte um den gesetzlichen Rahmen und die Förderung in der Gebäudewärme dafür gesorgt, dass bei den Menschen Vertrauen verloren gegangen ist. Zudem ist noch zu wenig bekannt, welche technischen Möglichkeiten das GEG jetzt bietet und wie Heizungen gefördert werden“, so Staudt weiter

Auch Systemkomponenten stark betroffen

Vor dem Hintergrund der nachlassenden Nachfrage bei den Wärmeerzeugern und angesichts der geringen Neubautätigkeit bricht insbesondere auch der Absatz der Systemkomponenten ein. Fußbodenheizungen und Heizkörper, Speicher, Lüftungssysteme mit Wärmerückgewinnung bis hin zu Abgassystemen verzeichnen durchweg negative Marktverläufe mit einem Minus von bis zu 56 %. Besonders gravierend sind die Auswirkungen auf die Marktentwicklung der Solarthermie mit einem Minus gegenüber dem Vorjahr von 60 % im ersten Quartal 2024.
Der BDH fordert, dass die Maßnahmen für diese technischen Lösungen aus dem Baugipfel wieder aufgenommen werden. So sollte u.a. die Förderung für die Systemkomponenten auf 30 % angehoben werden, im Zuge der Haushaltskonsolidierung wurde dieses Vorhaben jedoch gekippt.

Milliarden-Investitionen bei WP-Herstellern!?

Mit dem rückläufigen Markt für Wärmepumpen rückt vor allem das von Industrie und Handwerk unterstützte Ziel der deutschen Bundesregierung von 500.000 Wärmepumpen in diesem Jahr in weite Ferne. Der BDH schätzt, dass im laufenden Jahr weniger als 200.000 Wärmepumpen abgesetzt werden. Die aktuelle Marktentwicklung sei ein Rückschlag für die Wärmewende insgesamt. „Heizungsindustrie und Handwerk haben ihre Hausaufgaben gemacht und die im Rahmen des Wärmepumpengipfels getroffenen Zusagen umgesetzt“, so Staudt.
Im vergangenen Jahr haben die Hersteller in nie dagewesener Weise Produktionskapazitäten für Wärmepumpen in Europa mit Investitionen in Milliardenhöhe aufgebaut. Auch das Fachhandwerk hat in kürzester Zeit Fachkräfte weiterqualifiziert und sich zur Projektrealisierung vor Ort mit weiteren Partnern vernetzt. All das steht jetzt auf dem Spiel.

Verbände: Erfolg der Wärmewende steht auf dem Spiel

Mit Blick auf die aktuelle Marktsituation fordern BDH und ZVSHK (Zentralverband Sanitär Heizung Klima) die Politik in Deutschland auf, beherzt zu handeln. So fordern die Verbände die Anhebung der förderfähigen Investitionskosten im Rahmen der Förderrichtlinie für den Heizungstausch auf 45.000 Euro und die Erhöhung des Klima-Geschwindigkeitsbonus auf 30 % zu erhöhen und mit einer früher einsetzenden Degression zu kombinieren. Außerdem empfehlen die beiden Spitzenverbände die Minderung der staatlichen Preisbestandteile für Wärmepumpentarife durch die Absenkung der Stromsteuer auf das europarechtliche Minimum.
Weitere Forderung ist die Verstetigung der Mittelausstattung der BEG-Förderung für das Jahr 2025 auf dem Niveau des Jahres 2024. Ferner gelte es, die technischen Optionen, die sich aus dem Gebäudeenergiegesetz ergeben, durch Maßnahmen bei der Infrastruktur und Energiebereitstellung seitens der deutschen Bundesregierung intensiv zu flankieren.
Vor allem fordern BDH und ZVSHK eine breit angelegte Kommunikationskampagne. Die Verbraucher benötigen klare Informationen über die nun bestehenden Rahmenbedingungen. Nur so könne die Verunsicherung abgebaut und verloren gegangenes Vertrauen in die Heizungsmodernisierung zurückgewonnen werden.