Erster energytalk 2023 : Vorfertigung im Baubereich – Vorteile und Herausforderungen
Die von der TBH Ingenieur GmbH und Odörfer Haustechnik KG ins Leben gerufene Informations- und Netzwerkplattform „energytalk“ findet heuer 3 Mal statt. Die Frühlings-Ausgabe ging am 29. März 2023 am Grazer Flughafen über die Bühne. Das Motto der Veranstaltung - „Vorfertigung im Bauwesen: Willkommen auf der Baustelle 4.0“ – wurde mit interessanten Vorträgen/ Beispielen „gewürzt“.
Warum überhaupt Vorfertigung?
Warum man überhaupt auf mehr Vorfertigungstechnik im Bau- und Gebäudebereich setzen sollte, erklärten die energytalk-Veranstalter Robert Pichler (TBH Ingenieur GmbH) und Johannes Huber-Grabenwarter (Odörfer Haustechnik KG) zum Teil gleich selbst: „Um zukunftsweisenden Wohnraum sicherzustellen und die Arbeitsabläufe zu optimieren, braucht es neue Herangehensweisen im Bauwesen“. Auch der steirische Wohnbau-Landesrat Johann Seitinger sieht im Bereich des Wohnbaus noch Potenzial: „Es braucht neben angemessenen Förderungsmaßnahmen auch nachhaltiges und effizientes Bauen, um langfristig leistbares Wohnen gewährleisten zu können.“
Für den Wohnbau (und auch andere Gebäudetypen/ Industriebereiche) bietet die Vorfertigung eine Möglichkeit, um flexibler, nachhaltiger, leistbarer Projekte umsetzen zu können. Dadurch kann auch die Produktivität in unterschiedlichen Projektphasen verbessert werden. Beim energytalk beleuchteten Experten das Thema von drei unterschiedlichen Perspektiven – aus der Sicht des Bauträgers, des Architekten und der Gebäudetechnik und gaben so Einblicke in die Baustelle 4.0.
Das höchste Holzhochhaus Deutschlands
Der Holzbau roots in der Hamburger HafenCity ist mit 65 Meter derzeit das höchste Holzhochhaus Deutschlands und überrascht mit dem schnellen Baufortschritt: Das roots wächst alle drei Wochen um ein neues Geschoß. Ermöglicht wird dies unter anderem durch hoch lastabtragende Außenwände in vorgefertigter Elementbauweise.
„Der Produktivität im Bau des Holzhauses gehen komplexe, detaillierte Planungsabläufe voraus, welche den raschen Aufbau erst ermöglichen“, erklärte Andreas Wemmer, Projektleiter der Holzbauplanung der Assmann Beraten + Planen GmbH. In seinem Vortrag erläuterte Wemmer die unterschiedlichen Planungsschritte – vom Tragwerksentwurf bis hin zur Planung von 3D-Wandelementen – und erklärte, inwiefern Planungsprozesse neu strukturiert werden müssen, damit der Bauprozess einwandfrei funktioniert.
Modulare Wohnkonzepte
Die Österreichische Wohnbaugenossenschaft (ÖWG Wohnbau) entwickelte gemeinsam mit dem Grazer Architekturbüro Hofrichter-Ritter und dem Kulmer Holzbau ein modulares Wohnkonzept namens Kiubo. Die Holzmodule sind flexibel kombinierbar und können auf bis zu 120 Wohnungen bzw. 6 Stockwerke heranwachsen. Die unterschiedlich kombinierbaren Kiubo Holzmodule werden dafür in ein Stahlbetongerüst, das über sämtliche Anschlüsse, wie Wasser, Strom und Kanal, verfügt, geschoben. „Durch die vorgefertigten Kiubo-Module werden revolutionäre Möglichkeiten geschaffen: So kann der Wohnraum je nach Bedarf flexibel vergrößert oder verkleinert werden und im Fall eines Umzugs können einfach die vollmöblierten Module übersiedelt werden“, erklärte Hans Schaffer, Vorstandsdirektor der ÖWG Wohnbau und Geschäftsführer der Kiubo GmbH, einige der Vorteile des modularen Wohnkonzeptes. Das langfristige Ziel mit Kiubo sei es, neue Städte und Regionen zu erschließen, um so Leben und Umziehen einfach und flexibel an die jeweiligen Lebensumstände anpassen zu können.
Vorgefertigte Badezimmer
Wie man durch hohen Vorfertigungsgrad Zeit auf der Baustelle spart, die Abhängigkeit von Installateuren reduziert, und trotzdem Kundenwünsche erfüllen kann, zeigen die Badezimmer von myblock. Da sind Elektro-, Installations-, Heizungs- und Lüftungstechnik fix und fertig in einem Block verbaut. Per Kran wird das anschlussfertige myblock Bad dann auf der Baustelle eingebracht.
„Durch die serielle Vorfertigung in der Halle, können wir mit myblock trotz der aktuellen Situation konstant die höchste Qualität garantieren. Durch das Trennen von Bauteilen ermöglichen wir außerdem bessere, ergonomischere Arbeitsbedienungen entlang der gesamten Herstellungskette“, so Stefan Schrenk, GF von myblock.
Nächster energytalk
Nach den Vorträgen packten die Teilnehmenden natürlich die Gelegenheit beim Schopf und tauschten sich über das vorgetragene Wissensgut sowie eigene Erfahrungen/ Meinungen untereinander aus.
Gelegenheit für einen aktiven Wissens- und Erfahrungsaustausch über zukunftsrelevante Themen mit unterschiedlichen Experten (m/w/d) bietet sich beim nächsten energytalk, am 5. Juli 2023 im Aiola im Schloss in Graz.