Klimaanpassung im urbanen Raum : Intelligente Konzepte für den Umgang mit (Regen-)Wasser

Mall Umweltpreis 2023

Der Mall-Umweltpreis Wasser wurde zum ersten Mal vergeben (v. l.): Franziska Gehring, Dr. Pablo Vega García, Kim Noelle Lange, Florian Wilhelm (alle Preisträger/-innen), Michael Mall (Stiftungsvorstandsvorsitzender Roland Mall-Familienstiftung und Jury-Mitglied), Dirk Muschalla (TU Graz und Jury-Mitglied), Andreas Lebmeier (Preisträger) und Dr. Guido Schmuck (Mitglied des Stiftungsrats).

- © Mall GmbH

Zunehmende Versiegelung, häufigere Starkregenereignisse sowie längere Hitzeperioden und geringerer Niederschlag im Sommer sollten Städte zu einem Umdenken im Umgang mit Regenwasser animieren. Genau dieser neue Blick auf den Umgang mit Regenwasser stand auch im Mittelpunkt einer Veranstaltung mit rund 25 Fachjournalisten (m/ w/ d) aus der Wasser-/ Umweltbranche sowie der Tagespresse in Donaueschingen/ D.
Mall-Geschäftsführer Christoph Schulze Wischeler unterstrich die wichtige Rolle dezentraler Lösungen für Regenwasser und Abwasser und gab einen Überblick zu aktuellen Entwicklungen sowie Aussichten des Unternehmens, das sich ja u. a. verstärkt der Regenwasser-Nutzung verschrieben hat und auch in Österreich aktiv ist.
Als anerkannter Experte aus dem Bereich der Wasserinfrastruktur zeigte Stephan Ellerhorst von der Sweco GmbH, einem international tätigen Architektur- und Ingenieurbüro, wie urbane Räume an Klimaveränderungen angepasst werden können. Grundlegend ist dafür zum einen das Prinzip der Sponge City, bei dem möglichst viel Regenwasser an Ort und Stelle gehalten und dann zur Versorgung von Böden und Vegetation, zur Hitzevorsorge und zur Erhaltung einer lebenswerten Umwelt verwendet wird. Zum anderen geht es darum, einen möglichst naturnahen Wasserhaushalt auch in den Städten zu erreichen, wenn Wasser verdunstet, versickert und so zur Neubildung von Grundwasser zur Verfügung steht. Wie die für eine Klimaanpassung notwendigen Komponenten einer blau-grün-grauen Infrastruktur sinnvoll eingesetzt und miteinander kombiniert werden können, verdeutlichte Stephan Ellerhorst anhand von Best Practice-Beispielen.

Erste Verleihung des Mall-Umweltpreises Wasser

Im Rahmen der Veranstaltung wurde auch der in diesem Jahr zum ersten Mal ausgelobte Mall-Umweltpreis Wasser der Roland Mall-Familienstiftung, der sich an Studierende von Hochschulen in Deutschland, Österreich und der Schweiz richtet, an sechs Preisträger (m/ w/ d) in den Kategorien Dissertation, Master- und Bachelorthesis vergeben.
Einen Einblick in aktuell in der Siedlungswasserwirtschaft diskutierte Themen lieferten die beiden Preisträger des Mall-Umweltpreises Wasser Florian Wilhelm und Andreas Lebmeier.
Florian Wilhelm hat sich in seiner Bachelorthesis an der TU Kaiserslautern mit der Bemessung von Anlagen zur Regenwasserbewirtschaftung mit dem Ziel der Regenwassernutzung und Grundwasseranreicherung beschäftigt, während Andreas Lebmeier in seiner Masterthesis an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen mit der Energiezisterne ein komplexes Modell zur Bemessung einer dezentralen Niederschlagswasserbehandlung auf Quartiersebene entwickelt hat. Insgesamt hat Michael Mall, Stiftungsvorstandsvorsitzender der Roland Mall-Familienstiftung, bei dieser ersten Auflage des Mall-Umweltpreises sechs Preise mit einem Gesamtumfang von 16.000 Euro vergeben.

Marktbefragung zum Umgang mit Regenwasser

Vorgestellt wurde bei der Veranstaltung eine aktuelle Marktbefragung der Mall GmbH zum Umgang mit Regenwasser in Deutschland, Österreich und der Schweiz, an der im Frühjahr 2023 insgesamt 6.144 Personen aus Architektur- und Ingenieurbüros, Handwerk, Behörden, Hochschulen und dem Baustofffachhandel teilgenommen haben. Mall-Pressesprecher Markus Böll präsentierte die Studie.
77 %
der befragten Architekten, Ingenieure und Behördenvertreter sehen die dezentrale Regenwasserbewirtschaftung positiv. Deshalb erwarten insgesamt 99 % der Umfrageteilnehmer auch eine steigende oder zumindest gleichbleibende Nachfrage bei Maßnahmen der dezentralen Regenwasserbewirtschaftung. Die ungleiche Verteilung des Regenwassers zwischen Starkregen und Trockenperioden spiegelt sich auch in den Topthemen der Zukunft wider: In der Umfrage stehen die Themen Regenwassernutzung (plus 5 % gegenüber 2020) und Umgang mit Starkregen bei den Befragten ganz oben. So ist es auch der Ausgleich zwischen Wasserüberschuss und Wassermangel, der von 73 % der Befragten als größte Chance bei den Maßnahmen der Regenwasserbewirtschaftung angesehen wird; gefolgt von einem verbesserten Stadtklima (62 %).

Die Vertreter der an der Veranstaltung beteiligten Unternehmen (v. l.): Markus Böll und Martin Lienhard (beide Mall), Dieter Schenk (ZinCo), Alexander Schmid (Architekt), Andreas Leissler (Kronimus) und Christoph Schulze Wischeler (Mall).
Die Vertreter der an der Veranstaltung beteiligten Unternehmen (v. l.): Markus Böll und Martin Lienhard (beide Mall), Dieter Schenk (ZinCo), Alexander Schmid (Architekt), Andreas Leissler (Kronimus) und Christoph Schulze Wischeler (Mall). - © Mall GmbH

Bauprojekt: Regenwasser wird komplett genutzt

Das aktuelle Bauvorhaben des SSC Donaueschingen, das am zweiten Tag der Veranstaltung im Mittelpunkt stand, passt genau in die aktuelle Diskussion und ist ein Pilotprojekt der Firmen Mall und ZinCo: Beim Neubau des Vereinsheims wurde darauf geachtet, dass der Wasserhaushalt nach der Bebauung in seiner Verteilung zwischen Verdunstung, Nutzung und Versickerung etwa dem vor der Bebauung entspricht und kein Regenwasser ungenutzt vom Grundstück abgeleitet wird. Das Gebäude hat deshalb ein Klima-Gründach, das über eine intelligente Steuerung mit einer unterirdischen Zisterne verbunden ist.
Das gesammelte Regenwasser wird für die Dachbewässerung und die Toilettenspülungen genutzt, überschüssiges Wasser versickert über Sickerkammern aus Porenbeton im Untergrund. Regenwasser, das auf den Außenflächen anfällt, versickert über wasserdurchlässige Pflasterflächen ebenfalls direkt. Architekt Alexander Schmid stellte das von ihm geplante Bauvorhaben insgesamt vor; Dieter Schenk, Geschäftsführer der ZinCo GmbH, Andreas Leissler, Leiter Anwendungstechnik der Kronimus AG, sowie Martin Lienhard, Leiter der technischen Abteilung bei Mall, zeigten die beim Neubau zum Einsatz gekommenen Komponenten und weitere Möglichkeiten für einen zukunftsweisenden Umgang mit Niederschlagswasser.