eFuel Alliance Österreich zeigt Chancen auf : Grüne Energieträger als Booster der Klimawende

Bei der 2. internationalen eKKon Konferenz in Wien diskutierten u. a. Stephan Schwarzer, Magnus Brunner, Karlheinz Kopf, Jürgen Roth.

Diskutierten bei der internationalen eKKon Konferenz in Wien, wie ein klimaneutrales Energiesystem in der Praxis funktionieren kann (v. l.): Stephan Schwarzer, Magnus Brunner, Karlheinz Kopf, Jürgen Roth.

- © Robert Harson/Foto Weinwurm

Im Rahmen der 2. internationalen eKKon Konferenz der eFuel Alliance Österreich in Wien (25. – 26.01. 2024) diskutierten renommierte Vertreter (m/w/d) aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik darüber, wie ein klimaneutrales Energiesystem in der Praxis funktionieren kann. Am Eröffnungstag gab es ein klares Bekenntnis zu Technologieoffenheit, wissenschaftlicher Forschung, investitionsfreundlichen Rahmenbedingungen und globalen Energiepartnerschaften.
Österreichs Finanzminister Magnus Brunner hielt dazu in seiner Eröffnungsrede fest: „Klimaschutz ist eine der zentralen Aufgaben unserer Generation. Unsere Ziele sind ambitioniert: Bis 2030 100 Prozent erneuerbarer Strom in und aus Österreich und bis 2040 Klimaneutralität in Österreich – zehn Jahre vor der EU. Damit wir diese Klimaziele erreichen, brauchen wir Investitionen, Innovation und Zusammenarbeit. Wir dürfen uns jedenfalls nicht auf einige wenige Technologien konzentrieren, sondern müssen weiter technologieoffen bleiben. Wir brauchen somit auch innovative Lösungen und alle umweltfreundlichen Technologien für die Mobilität. Auch E-Fuels werden hier eine wichtige Rolle spielen.“

Wettbewerbsfähigkeit nicht verlieren

Karlheinz Kopf, Generalsekretär der Wirtschaftskammer Österreich, bekennt sich zu Klimaschutz, sieht in der Transformationsaufgabe aber auch einigen Sprengstoff: „Angesichts der enormen Herausforderungen bei der Dekarbonisierung im Verkehrsbereich werden wir alle derzeit verfügbaren bzw. in verschiedenen Entwicklungsstadien befindlichen neuen, allesamt nichtfossilen Energieträger benötigen, um die hochgesteckten klimapolitischen Ziele erreichen zu können. Im Wettbewerb mit anderen, klimapolitisch weit weniger ambitionierten Weltregionen kann es sich Europa nicht leisten, durch Überregulierung und voreilige Technologiefestlegungen die Ziele zu verfehlen und gleichzeitig die Leistbarkeit der Energieversorgung zu gefährden. Das gefährdet dann nicht nur die Wettbewerbsfähigkeit und unseren Wohlstand, sondern auch den sozialen Frieden. Daher müssen wir die Transformation mit größtmöglicher Technologieoffenheit angehen und dabei sicherstellen, dass klimaneutrale Alternativen wie eFuels rechtzeitig zur Verfügung stehen. Europa muss daher rasch Kompetenz bei „grünen“ Verbrennern aufbauen.“

eFuels ermöglichen wirtschaftlichen Fortschritt

Auch Gunther Beger, Managing Director der Organisation der Vereinten Nationen für industrielle Entwicklung (UNIDO), hob in seiner Keynote synthetische Kraftstoffe als Hoffnungsträger der Klimawende hervor: „eFuels können ein wichtiger Baustein zum Erreichen unserer Klima- und Entwicklungsziele werden. Neben ihrem weitreichenden Dekarbonisierungspotenzial bieten sie die Chance, wirtschaftlichen Fortschritt in Entwicklungsländern mit guten Produktionsbedingungen voranzutreiben – eine mögliche Win-Win Situation. Um die Nachhaltigkeit von eFuels sicherzustellen, muss dabei die Auslagerung von Emissionen vom globalen Norden in den Süden verhindert werden.“

Investitionsfreundliche Bedingungen und Technologie-Neutralität notwendig

Einig waren sich die anwesenden Experten (m/w/d) auch darüber, dass die Politik in Europa endlich investitionsfreundliche Rahmenbedingungen und praxisorientierte Normierungen schaffen muss.
Kate Kalutkiewicz, Leiterin der Trade Practice McLarty Associates in Washington, zeigte in einem Best Practise-Beispiel, wie das geht: Die USA lenken über den Inflation Reduction Act Milliarden-Investitionen in klimaneutrale Energieprojekte.
Jürgen Roth
, Vorstandsvorsitzender der eFuel Alliance und Veranstalter der eKKon, setzt sich ebenfalls für eine umfassende Technologieneutralität ein: „Wir müssen weg von Verboten, die Europa schwächen. Weltweit steigen die Emissionen, nur in Europa fallen sie. Die Gründe dafür sind die hohen Energiepreise, aber auch, dass die Produktion zunehmen ins Ausland verlagert wird. Aber CO2 hat keinen Reisepass, daher müssen wir die Klimawende global denken. Wenn wir sehen, dass sich China und Japan, aber auch andere Länder, bereits von einer Electric-Only-Strategie verabschiedet haben, sollten wir nicht daran festhalten. Wir müssen alle Technologien nützen, um die globale Klimawende zu schaffen. Die Politik sollte sich darauf beschränken, die Ziele vorzugeben und dann der Wirtschaft die Chance geben, die bestmögliche Lösung zu finden.“
Stephan Schwarzer
, Generalsekretär der eFuel Alliance und federführend für die Organisation der Konferenz verantwortlich: „eFuels sind eine Win-Win-Situation für alle: Der globale Norden erreicht damit eine CO2-Reduktion sowie eine Diversifikation der Energiequellen. Gleichzeitig bekommt der globale Süden die einzigartige Chance auf grünes Wachstum. Es liegt nun an der Politik endlich an einer ganzheitlichen Klima-Strategie zu arbeiten, die auch den Wirtschaftsstandort Europa stärkt.“
Anlagen, die grüne Energieträger wie eFuels, HVOs, Wasserstoff, Bio-Erdgas, Biogas & Co herstellen, (gab und) gibt es bereits einige. Das dafür notwendige Ingenieur- und Anlagenbau-Know-how wurde bzw. wird in einigen Ländern (sogar in Europa) bereits trotz vieler Hürden erfolgreich in die Tat umgesetzt oder stehen knapp vor der Umsetzung. Diese grünen Energieträger stellen eine Möglichkeit zur Dekarbonisierung des Mobilitäts- und Heizungsbereiches dar.
Einer der weltweit größten Hersteller von HVO 100 kommt z. B. aus Europa: Der Neste-Konzern stellt diesen synthetischen Treib-/ Brennstoff aus Ölen, Fetten, Abfällen und Reststoffen her. Der finnische Konzern ist nicht der einzige Hersteller weltweit.
HVO 100 ist kein eFuel (diese Brenn-/Treibstoffe werden aus Strom, Wasser und CO2 hergestellt), aber eine praktische Möglichkeit zur Dekarbonisierung des Mobilitätsbereiches, die es bereits jetzt bei der Zapfsäule gibt.

HVO 100: Diesel-Fahrzeuge bereits jetzt fast CO2-neutral fahren

In Österreich gibt es schon jetzt die Möglichkeit, mit herkömmlichen Diesel-Fahrzeugen nahezu CO2-neutral unterwegs zu sein. Die Lösung dazu wird bereits bei vielen Tankstellen in Österreich angeboten und heißt „HVO 100“ (Hydrotreated Vegetable Oil = hydriertes Pflanzenöl).
HVO 100 ist ein synthetisch hergestellter, fossilfreier Diesel-Treibstoff
(KEIN Biodiesel oder FAME!), der bis zu rund 90 % CO2-neutral ist. Er ist als Beimischung oder als Reinkraftstoff (HVO 100) bestens für alte und neue PKW, LKW, Busse, Baustellenfahrzeuge mit Dieselmotor geeignet. Die Fahrzeuge müssen dafür nicht umgerüstet werden (wer unsicher ist, ob sein Diesel-Fahrzeug dafür geeignet ist, sollte natürlich beim Hersteller nachfragen).
HVO 100 ist in der Regel noch etwas teurer als fossiler Diesel – aber der Mehrpreis hält sich in Grenzen (liegt bei ca. 20 Cent/ Liter) und relativiert sich, wenn man die weiteren Vorteile gegenüber fossilem Diesel ins Kalkül zieht [zu 90 % CO2-neutral, hohe Cetanzahl (effizientere, sauberere, geräuschärmere Verbrennung), sehr gute Kältebeständigkeit].
Private oder gewerbliche Diesel-Fahrzeug-Nutzer (m/w/d) können also schon jetzt der Umwelt etwas Gutes tun, indem sie HVO 100 tanken.
Hier einige Tankstellen (die Auflistung ist NICHT vollständig!), wo Sie diesen grünen Treibstoff tanken können:
Einige Tankstellen von LM-Energy in West-Österreich bieten HVO 100 an.
Auch im Burgenland/ NÖ gibt es bei „Direkt-Tanken“ HVO 100 Tanksäulen.
In der Steiermark bietet Roth/ Rumpold HVO 100 an.
Im Niederösterreich sind einige AVIA/ Eigl-Tankstellen (Zwettl, Gmünd, Krems, Scheibbs) mit HVO 100 Säulen ausgestattet.
Bei allen genannten Betreibern finden sich auch weiterführende Informationen zum vorteilhaften, synthetischen Diesel-Treibstoff HVO 100.

HVO 100 (Neste nennt ihn MY Renewable Diesel) wird z. B. in den Raffinerien von Neste in Porvoo, Singapur und Rotterdam (Bild) hergestellt.
HVO 100 (Neste nennt ihn MY Renewable Diesel) wird z. B. in den Raffinerien von Neste in Porvoo, Singapur und Rotterdam (Bild) hergestellt. - © Neste