Handwerkerbonus 2024 : 37 % wollen mit Handwerkerbonus Wirtschaft beleben

Renovierungsarbeiten und Baustelle

Zu tun gäbe/ gibt es genug. Der Handwerkerbonus plus hätte das Potenzial, für Gewerbe und Handwerk wirtschaftliche Impulse zu setzen.

- © HLK/ E. Herrmann

Das Instrument des Handwerkerbonus hat sich in Österreich bereits zwischen 2014 und 2017 bewährt. Die Bundesregierung plant diesen 2024 wieder einzuführen – der wird im Vergleich zu den Vorgängerversionen höher dotiert sein und ein breiteres Anwendungsgebiet haben.

Handwerkerbonus plus: Aufträge könnten sofort erteilt werden

Als Teil des aktuellen Bau- und Wohnpakets der Bundesregierung soll der Handwerkerbonus plus für die Jahre 2024 und 2025 wieder aufgelegt werden. Laut dem Initiativantrag zur Änderung des „Bundesgesetzes über die Förderung von Handwerkerleistungen“ sollen in diesen beiden Jahren 300 Mio. Euro zur Verfügung stehen. Förderfähig sind dann künftig die Arbeitskosten von Professionisten (nicht aber Fahrt- /Material-/Waren-/Entsorgungs-Kosten) bis maximal 10.000 Euro pro Privatperson in Zusammenhang mit der Renovierung, Erhaltung, Modernisierung, Schaffung und Erweiterung von im Inland privat genutztem Wohn-/Lebensraum.
20 % der Rechnungssumme, also bis zu 2.000 Euro, gibt es dann zurück. Die Arbeitszeit muss in der Schlussrechnung gesondert ausgewiesen sein und je Rechnung mindestens 500 Euro betragen.
Fix ist, dass der Handwerkerbonus rückwirkend für Arbeiten, die ab 1. März 2024 begonnen wurden, gelten wird. Wer Sanierungs- oder Handwerker-Arbeiten plant, könnte diese also schon beauftragen (und dann einreichen).
Den Handwerkerbonus kann man ab 15. Juli 2024 beantragen - die Abwicklung kann ausschließlich online erfolgen und wird von der Buchhaltungsagentur des Bundes (BHAG) durchgeführt.
Das Land Burgenland fördert seit 01. April 2024 (bist 31.12.24) mit einem eigenen Handwerkerbonus die Bevölkerung und burgenländische Wirtschaft – die Landesregierung informiert hier über den Handwerkerbonus im Bgld.

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Aktuelle Österreich-Umfrage zum Handwerkerbonus plus

Der Handwerkerbonus plus erfährt in Österreichs Bevölkerung einen erfreulich großen Zuspruch“, sagt Renate Scheichelbauer-Schuster, Obfrau der Bundessparte Gewerbe und Handwerk in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) am 09. April 2024 bei einer Pressekonferenz. Bei der wurde auch eine Umfrage präsentiert, die das Market-Institut Ende März 2024 unter 2.000 Österreichern (m/w/d) durchgeführt hat. Abgefragt wurde die Bedeutung und Wirkung des Handwerkerbonus plus. Die zentralen Ergebnisse:

  • Drei Viertel (74 %) der Österreicher (m/w/d) stufen den Handwerkerbonus als attraktives Angebot ein
  • 37 % werden den Handwerkerbonus nutzen, weitere 27 % sind noch unschlüssig.
  • Davon will die Hälfte Investitionen vorziehen (30 %) oder bisher ungeplante Investitionen tätigen (20 %)
  • 43 % gehen auch von einer Reduktion der Schwarzarbeit wegen des Handwerkerbonus aus.
  • Für die Antrags-Einreichung erwartet sich jede:r Zweite eine lokale Einreichstelle

Überwiegend soll der Bonus in Renovierungsarbeiten fließen, dabei vor allem in Maler- und Anstricharbeiten, Sanitär- und Installationen, gefolgt von Fliesen- und Bodenverlegung, Fenster & Türen und Elektroinstallationen.
Spartenobfrau Renate Scheichelbauer-Schuster zum Handwerkerbonus plus: „Wir wollen, dass diese Mittel ihre volle Wirkung entfalten können. Deshalb sollen auch nicht digital-affine Personen Anträge stellen können, etwa über lokale Einreichstellen. Der Handwerkerbonus ist eine Win-win-win-Maßnahme, von der nicht nur Konsumentinnen, Konsumenten und Betriebe profitieren, sondern auch der Staat: Der Bonus finanziert sich über das vermehrte Steueraufkommen nämlich von selbst.“

Wie es um das Gewerbe und Handwerk steht

Das Wohnbaupaket und der Handwerkerbonus sind gerade für den Baubereich und alle nachgelagerten Branchen, die jetzt gegen eine massive Flaute ankämpfen, enorm wichtig“, betont Renate Scheichelbauer-Schuster. Wie wichtig diese Impulse sind, veranschaulichen die letzten Kennzahlen.
Laut Konjunkturbeobachtung von KMU Forschung Austria erwirtschaftete das Gewerbe und Handwerk in Österreich 2023 Umsätze in der Höhe von 129,7 Mrd. Euro. Das knappe nominelles Plus (+1,2 %) wurde aber von den gestiegenen Preisen mehr als aufgefressen: 2023 war das bereits vierte Jahr in Folge, das beim Gewerbe und Handwerk in Österreich mit einem realen Minus (-5,6 %) beendet wurde.
Der durchschnittliche Auftragsbestand ist im Anfangsquartal 2024 im Vergleich zum selben Zeitraum des Vorjahres um 11,2 % gesunken. Unüblich hohe 46 % der Unternehmen könnten derzeit sofort zusätzliche Aufträge ausführen.
Am meisten machen den Unternehmen aktuell Preissteigerungen bei Rohstoffen und Materialien (61 %) zu schaffen, gefolgt von Steuern und Abgaben (53 %), Preissteigerungen bei Energie (50 %), Preiskonkurrenz (44 %), Bürokratie und Verwaltung (41 %) sowie Fachkräftemangel (40 %). Zuliefer- oder Lieferkettenprobleme spielen keine so große Rolle mehr (10 %).
Die Erwartungen für das zweite Quartal 2024 sind mehrheitlich immer noch negativ, aber zumindest weniger stark als zuletzt. Jetzt rechnen 16 % der Unternehmen mit steigenden Auftragseingängen bzw. Umsätzen, 30 % erwarten Rückgänge. Der daraus resultierende Saldo von minus 14 Prozentpunkten ist deutlich besser als noch zu Jahreswechsel 2023/24 (-26 Prozentpunkte).
Die rasante Talfahrt der Vorquartale ist gestoppt. Der Weg zurück zur Normalität wird aber noch sehr lang und steinig werden“, betont Renate Scheichelbauer-Schuster. „Vier Jahre hintereinander, seit 2020 jedes Jahr, mit einem Minus für das Handwerk und Gewerbe: Das ist nur schwer zu verkraften.“

Renate Scheichelbauer-Schuster, Obfrau der Bundessparte Gewerbe und Handwerk in der WKÖ
Renate Scheichelbauer-Schuster, Obfrau der Bundessparte Gewerbe und Handwerk in der WKÖ, hofft auf das Wohnbaupaket und den Handwerkerbonus zur wirtschaftlichen Belebung. - © HLK/ E. Herrmann

Installateure: „Können Klimawende schaffen“ – Planbarkeit erwünscht

Diese Problemstellungen kennt auch Mst. Ing. Manfred Denk, Bundesinnungsmeister der Sanitär-, Heiz- und Klimatechnik (Installateure) in der WKÖ. „Wir sind vorsichtig optimistisch, sehen aber noch große Herausforderungen.“ So bewerten in seiner Branche sogar 77 % der Betriebe die Preissteigerungen als größte Hürde. Diese erklären auch das hohe Branchen-Umsatzminus von -6,6 % (real) im Jahr 2023.
Speziell für Installateur-Betriebe in Österreich, die stark auf den Baubereich fokussiert sind, seien das Wohnbaupaket und der Handwerkerbonus immens wichtig. Aber auch im Hinblick auf die Dekarbonisierung (Stichwort Heizungstausch) sei der Impuls essenziell:
Unsere Branche kann das Ziel der Klimawende schaffen. Allerdings brauchen wir eine sichere Zukunftsperspektive, um Kapazitäten fix einplanen zu können“, so Denk.
Denn um die nötigen Fachkräfte anzuwerben und auszubilden, brauche es Zeit und Planungssicherheit. Dass das Thema „Green Skills“ bei jungen Menschen zieht, belegen die seit 2018 steigenden Lehrlingszahlen in der Branche.

Manfred Denk, Bundesinnungsmeister der Sanitär-, Heiz- und Klimatechnik
Mst. Ing. Manfred Denk, BIM der Installateure. - © HLK/ E. Herrmann