F-Gase : Wie die Industrie die verpasste Chance des Kältemittel-Umstiegs nachholen kann

Während nachhaltige Kältemittel bei Kühlschränken meist schon Standard sind, lässt die grüne Kältemittel-Revolution bei Klimaanlagen und Kühlsystemen in Supermärkten noch auf sich warten. Erste Versuche auf umweltfreundlichere Kältemittel umzusteigen, wurden bereits 1987 unternommen. Mit dem Montrealer Protokoll wurde der Einsatz von ozonschichtschädigenden FCKW Kältemitteln schrittweise verboten.

Das war gut für das Ozonloch, aber kein Fortschritt für das Klima. Statt FCKW werden nun großteils fluorierte Gase, sogenannte F-Gase, genutzt. Diese schädigen zwar nicht die Ozonschicht, sind aber starke Treibhausgase. Ihr Treibhausgaspotenzial GWP liegt um bis zu 24.000-mal über dem von CO2. Das gängigste Kältemittel ist R134a. Es hat einen GWP, der 1.430-mal stärker ist als der von CO2. Vor allem beim Befüllen und bei der Entsorgung von Kühlsystemen sowie durch Leckagen im täglichen Betrieb treten die F-Gase häufig aus. Laut der deutschen Umwelthilfe könnte eine erfolgreiche Reduktion der F-Gas-Emissionen die globale Klimaerwärmung bis 2.100 um bis zu 0,5 Grad Celsius verringern. Das wäre ein bedeutender Anteil zur Erreichung der Klimaziele.

Eine neue EU-Verordnung verschärft deshalb die bisherigen Regelungen für fluorierte Treibhausgase beträchtlich. Seit 1. Jänner 2018 gilt ein Verbot für die Verwendung von Schwefelhexafluorid bei Magnesiumdruckguss. Ab 1. Jänner 2020 dürfen keine F-Gase mit einem GWP über 2.500 mehr zur Wartung und Instandhaltung von Geräten verwendet werden. Die F-Gase-Verordnung stellt die Industrie aber vor neue Herausforderungen. „Der Phase-Down wurde von der Branche am Anfang stark unterschätzt. Dadurch gelingt der Umstieg viel langsamer als er eigentlich sollte und damit hat die Branche nun zu kämpfen“, erklärt Andrea Voigt, Chefin des Brüsseler Verbandes für Energie und Umwelt EPEE.

Der HFKW-Phase-Down wird über die Reduzierung von CO2-Äquivalenten geregelt. Er bezieht sich also nicht auf bestimmte Kältemittel, wie es zum Beispiel bei Verboten der Fall wäre. Das hat den Vorteil, dass der Markt eine gewisse Flexibilität bei der Wahl der Kältemittel hat, wobei Kältemittel mit hohem GWP-Wert wesentlich stärker unter Druck sind als solche mit niedrigem. Wenn allerdings der Ausstieg aus Kältemitteln mit hohem GWP-Wert nur sehr schleppend vorangeht, dann leiden darunter andere Sektoren, für die plötzlich nicht mehr genug Quote zur Verfügung steht.

„Die Industrie hat sich nur an dem Verbot, das 2020 kommt, orientiert. Der Phase-Down wurde damit vollkommen übersehen. Es gibt ja genug Alternativen am Markt, sie müssen nur genutzt werden“, so Voigt. Aber auch diese Alternativen bringen Probleme mit sich, erklärt die Expertin weiter: „Je niedriger der GWP-Wert ist, umso wahrscheinlicher ist es, dass das Kältemittel brennbar ist. Dadurch kann es zu Problemen bei der Verwendung der nachhaltigeren Kältemittel kommen. Insbesondere wenn es um die Versicherung geht, sind brennbare Mittel schwierig zu handhaben.“

Die Schuld an der momentan schwierigen Situation, sieht Andrea Voigt aber nicht nur bei der Industrie. Auch die Behörden und die Gesetzgeber hätten schneller handeln und notwendige Maßnahmen besser kommunizieren müssen. „Die Behörden hätten den Markt viel früher aufklären müssen. Jetzt müssen wir die Branche wachrütteln. Es gibt keine andere Wahl, als den schnellstmöglichen Umstieg. Es gibt nur eine Quote am Markt und mit dieser Quote müssen wir haushalten“, so Voigt.

Für die Kältemittel-Expertin gibt es momentan aber nicht nur schlechte Zahlen: „Das Thema Kühlschränke ist in Europa gegessen. Hier wird überall auf Kohlenwasserstoffe zurückgegriffen. Bei PKW-Klimaanlagen gibt es nun eine neue Richtlinie, mit der sich auch in diesem Bereich bald einiges ändern wird.“ In gewissen Teilen der Industrie funktioniert der Umstieg auf Kältemittel mit einem niedrigeren GWP-Wert schon. Für die restlichen Branchen gilt es nun nachzuziehen.

Folgen Sie der Autorin auf Twitter.

Folgen Sie HLK auf Twitter: @HLKmagazin