Kleinwindkraft : Wahre Größe

Auf dem Dach eines der Gebäude in der Storkower Straße in Berlin, kann man ein leises Surren vernehmen. Dort, auf dem Sitz des Windenergie-Startups Mowea, befinden sich drei Mikrowindturbinen, die als Testanlagen dienen. Begonnen an der TU Berlin haben sich Andreas Amberger und Till Naumann in ein eigenes Unternehmen ausgegründet und bieten nun gemeinsam mit Robert Johnen Kleinwindkraft für jedermann an. Das Hauptziel: Kostensenkung. „Bisherige Anlagen sind einfach zu teuer. Wir kennen keine Anlagen, die einen wirtschaftlichen Betrieb ermöglicht“, erklärt der stellverstretende Mowea-Geschäftsführer Robert Johnen.

Genau aus diesem Grund konnte sich die Kleinwindkraft in Österreich und Deutschland bisher nicht durchsetzen. In Österreich gibt es derzeit rund 300 Kleinwindräder, in Deutschland sind es zwischen 15.000 und 20.000. Zum Vergleich: In Deutschland gibt es rund 1,7 Millionen Photovoltaikanlagen mit einer Nennleistung von 45,9 Gigawatt. Das Berliner Startup hat aus dem Kleinwindkraft-Mangel nun eine Geschäftsidee gemacht und die erste modulare Windkraftanlage der Welt entwickelt. „Unsere Turbinen benötigen eien Windstärke von zwei bis drei Meter pro Sekunde, um anzulaufen. Ertragreich laufen sie bei vier bis fünf m/s. Das erreicht man auf einem sieben Stockwerke hohen Gebäude relativ leicht“, erklärt Johnen. Die Größe des System ist dabei in der Theorie unendlich, die bisher größte Skalierung des Startups lag bei 24 Turbinen in einem System.

https://youtu.be/LsiCg_V_Hoo

Privatanwender zählen dabei weniger zur Zielgruppe des Startups, da klassische Einfamilienhäuser zu flach sind und die Geräusche der Turbine als störend empfunden werden können. „Wir setzen auf skalierbare Industrie- und Real Estate Anwendungen. Wir wollen dabei mit unseren Turbinen aber kein Greenwashing betreiben, sondern die Stromkoste des Kunden senden“, so Robert Johnen. Eine bemerkenswerte Partnerschaft haben die drei Entrepreneure dabei schon an Land gezogen. Gemeinsam mit dem Telekommunikationsanbieter Vodafon wollen sie ihre Turbinen auf den Funkmasten des Anbieters installieren. „Wir arbeiten nun seit 1,5 Jahren an der Entwicklung und haben bereits ein Patente auf die Halterung angemeldet. Die erste Turbine wird zeitnah installiert“, freut sich der stellvertretende Geschäftsführer. Die Klimastrategie von Vodafone sieht vor, den Energieverbrauchs im Datenverkehr sowie den unternehmerischen CO2-Ausstoß zu reduzieren. Pro Mast sollen deshalb zukünftig sechs bis neun Mikrowindturbinen installiert werden. „Damit kann Vodafone in Zukunft bis zu einem Drittel des jährlichen Stromverbrauchs des Funkmasts decken“, so Johnen.

Die Kosten sind dabei tatsächlich überschaubar. Ziel der Serienproduktion ist es, das modulare System Mowea String mit drei Mikrowindturbinen je nach Anwendungsfall um 2.000 bis 2.500 Euro anzubieten. Damit sind Material- und Produktionskosten gedeckt. Derzeit sind die Startupler noch auf der Suche nach einem weiteren Partner, mit dem ein Projekt mit 20 bis 30 Windturbinen realisiert werden soll. Anfang des Jahres plant Mowea den Markteintritt in den Bereichen Telekommunikation und Real Estate. Unter dem Motto „Windkraft für jedermann“ soll der Kleinwindkraft dann endlich ihr Durchbruch gelingen.