Kachelöfen : „Verpflichtender Austausch von alten Kachelöfen“

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Wie sieht die CO2-Bilanz beim Heizen mit Holz?

Thomas Schiffert: Die Studie „Ökologischer Vergleich der Brennstoffe Erdgas, Erdöl und Holz“ der TU Wien kommt zum Ergebnis, dass die Treibhausgasemissionen - vor allem Kohlenstoffdioxid und Methan - bei Scheitholz massiv geringer sind als bei allen anderen Brennstoffen. Dies gilt besonders dann, wenn es sich um regionale Nutzung handelt, da es in diesem Fall sehr geringe Transportemissionen gibt.

Bei Erdgas schlagen neben dem fossilen Kohlenstoffanteil besonders die direkten Verluste an Erdgas bei der Förderung zu Buche, die der Studie nach zwischen drei und 30 Prozent liegen.

Wie werden hohe Wirkungsgrade und geringe Emissionen erzielt?

Schiffert: Hohe Wirkungsgrade werden durch die individuelle Anpassung an die vorhandenen Rahmenbedingungen erzielt. Wirkungsgrade zwischen 85 und 90 Prozent sind häufig realisierbar und zwar dann, wenn moderne und gut gedämmte Abgasanlagen, also Schornsteine, vorhanden sind.

Optimale Emissionen werden durch die Anpassung an die realen Zugverhältnisse und durch eine besonders durchdachte Einbringung der Verbrennungsluft in den Brennraum erzielt. Typische Wirkungsgrade liegen bei 85 Prozent, Emissionswerte für Kohlenstoffmonoxid (CO) im Bereich von 200 bis 500 mg/MJ, für Staub bei etwa 25 bis 40 mg/MJ.

Wie ist die CO2-Bilanz im Vergleich zu anderen Erneuerbaren Energien?

Selbstverständlich haben alle fossilen Energieträger eine höhere CO2-Bilanz als das Brennholz, das im Kachelofen genutzt wird. Bei den Erneuerbaren Energieträgern ist der Unterschied deutlich geringer. Holzpellets benötigen einen höheren (fossilen) Energieaufwand bei der Produktion als Brennholz und weisen meist längere Transportwege auf.

Bei Wärmepumpen ist die Bilanz deutlich schlechter, da Wärmepumpen im Winter, also dann, wenn geheizt wird, Strom aus dem fossilen Wintermix der Stromerzeugung verwenden müssen, da lange nicht so viel Strom aus Wasserkraft zur Verfügung steht wie im Sommer. Außerdem ist die Effizienz bei den am weitest verbreiteten Luft-Wärmepumpen gerade an kalten Tagen sehr schlecht. Da bietet sich eine Kombination mit einem Kachelofen an.

Wie funktioniert die erwähnte Vernetzung mit anderen Heiztechnologien?

Kachelöfen werden, gerade bei Niedrigenergie- und Passivhäusern, verstärkt als Ganzhaus-Heizung verwendet. Dabei erfolgt in der Regel die Übertragung eines Teils der freigesetzten Energie auf den Wärmeträger Wasser. Heute sind besonders Technologien im Einsatz, die einen Luft/Wasser-Wärmetauscher im Luftraum im Kachelofen haben sowie Wärmetauscher, die partiell außen am keramischen Speicher des Kachelofens angebracht werden. Es erfolgt die Einspeisung in einen Pufferspeicher.

Jedenfalls sind fast immer thermische Solaranlagen mit im Spiel, da die Warmwasserbereitung im Sommer nicht über den Kachelofen erfolgt.

Wie wird der Installateur eingebunden?

Es gibt sowohl die Möglichkeit, dass gut ausgebildete Hafnermeister diese Anlagen eigenständig ausführen als auch zahlreiche ausgezeichnete Kooperationen zwischen Hafner und Installateur. Es zeigt sich, dass die Zusammenarbeit dann besonders gut funktioniert, wenn sich beide kennen und öfter zusammenarbeiten.

Wie viel Prozent der Kachelöfen sind mit innovativer Feuerungstechnik ausgestattet?

Seit spätestens Anfang 2015 sind alle Kachelöfen mit modernster Verbrennungstechnik ausgestattet und entsprechen sogar den strengen Vorgaben des Österreichischen Umweltzeichens. Seit diesem Zeitpunkt gelten in Österreich die weltweit strengsten Emissionsvorschriften, gesetzliche Voraussetzung für das Inverkehrbringen von Kleinfeuerungen, auch für Kachelöfen.

Aber auch ältere Kachelöfen weisen eine ausgezeichnete Verbrennung auf, da sie als einziges Heizgerät schon seit Jahrzehnten individuell an die Situation vor Ort angepasst werden.

Was ist hier wünschenswert bei Technik und Verbreitung?

Wenn Österreich ernsthaft an Maßnahmen gegen den Klimawandel und an der Verbesserung der Luftqualität interessiert ist, müssen Maßnahmen für den verpflichtenden Austausch von Altanlagen getroffen werden.

Deutschland hat bereits derartige Maßnahmen im Rahmen seiner Bundes-Immissionsschutz-Verordnung getroffen. Dort müssen Anlagen, die gewisse Emissionswerte nicht nachweisen können, nach einem Zeitplan verpflichtend außer Betrieb gesetzt werden.