CO2-Ausstoß : Generationenprojekt Dekarbonisierung

Unser Energiesystem steht vor einer umfassenden Transformation. Im Rahmen der Klima- und Energiestrategie hat sich Österreich zu einer Reduktion der CO2-Emissionen um 36 Prozent bis 2030 verpflichtet. Der Strombedarf soll bis dahin über das Jahr gerechnet zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energiequellen gedeckt werden. Dafür müssen wir Wasser- und Windkraft sowie Photovoltaik massiv ausbauen. Bei der Windkraft brauchen wir etwa eine Verdreifachung der bestehenden Anlagen, bei Photovoltaik sogar das 12-fache der heutigen Kapazitäten. Hinzu kommt, dass wir in Netze, Speicher und Sektorkopplung investieren müssen – damit der Strom künftig nicht nur sauber, sondern auch weiterhin sicher und leistbar aus der Steckdose kommt.

Als intelligente Energieform der Zukunft spielt Strom eine Schlüsselrolle bei der Dekarbonisierung. Sauberer Strom wird in Zukunft in vielen Bereichen fossile Energieträger ersetzen – denken Sie ans Heizen, Kühlen oder Autofahren. Wenn wir unseren erwarteten zusätzlichen Strombedarf von 30 TWh bis 2030 aus erneuerbaren Energien decken, kann Österreich nachhaltig CO2-Emissionen im Ausmaß von zehn Prozent unseres heutigen Gesamtaustoßes einsparen. Damit könnten wir unseren Verbrauch decken, die Grundlage zur Dekarbonisierung des Verkehrs schaffen und die Wärmewende einleiten.

Es stimmt zuversichtlich, dass es mittlerweile auf allen Seiten ein klares Bekenntnis zum Klimaschutz gibt. Was uns allerdings zunehmend Sorge bereitet, ist der Faktor Zeit. Das Erneuerbaren Ausbau Gesetz, das eigentlich heuer hätte beschlossen werden sollen, liegt durch die Neuwahl nun im Aufgabenbereich der nächsten Regierung. Dabei wäre Eile geboten, denn: Wenn wir unsere Ziele im Klimaschutz erreichen wollen, müssen wir dringend mit der Umsetzung unserer Vorhaben beginnen.

Um die Stromproduktion aus erneuerbaren Energien und den damit verbundenen Netzausbau zügig voranzutreiben, müssen wir Systemblockaden und administrative Hemmnisse rasch abbauen. Im Moment stehen lange Genehmigungsverfahren und unkalkulierbare Aufschübe, die die Projekte teuer als nötig machen, allzu oft auf der Tagesordnung. Wir brauchen daher ein zeitgemäßes Energierecht mit gezielten Förderungen für erneuerbare Energie. Wir müssen die Wärmewende beschleunigen und die Verkehrswende gestalten. Wir müssen die Digitalisierung vorantrieben und Leuchtturmprojekte rasch und unbürokratisch ermöglichen. Wir brauchen eine faire CO2-Bepreisung und gleichzeitig ein umfassendes Bekenntnis zur Wahrung der Versorgungssicherheit.

Der Umbau des Energiesystems und der Aufbau der dafür nötigen Energieinfrastruktur bedeutet eine neue Gründerzeit. Diese braucht auch neue Spielregeln: schnellere Verfahren, eine ausreichende Anzahl an informierten Sachverständigen, ein klar definiertes Ende des Verfahrens, eine Ausweitung des One-Stop-Shops für Betriebsanlagen und vieles mehr. Selbst im Wohnungseigentumsgesetz braucht es Änderungen: Es ist unhaltbar, dass Sie die Zustimmung aller Wohnungseigentümer einholen müssen, wenn Sie auf Ihrem Garagenplatz eine Lademöglichkeit für ein Elektrofahrzeug einbauen wollen.

Angesichts des Umfangs der bevorstehenden Herausforderungen dürfen wir aber nicht vergessen, dass wir bei allen Maßnahmen auch die Zustimmung der Bevölkerung brauchen. Ob beim Thema Versorgungssicherheit, bei Infrastrukturprojekten oder bei smarten Anwendungen – all das hat nur Aussicht auf Erfolg, wenn wir auch die Menschen auf unserer Seite haben. Dafür setzen wir uns ein.