Kann Energieeffizienz ein Verkaufsargument sein? Oder ist sie, wenn es um den Verkaufs- und Mietpreis einer Immobilie geht, letztlich bloß Beiwerk? Eine ganze Reihe von Studien hat in den letzten zehn Jahren diese Frage untersucht – mit zum Teil recht widersprüchlichen Aussagen. Die Forschungsabteilung der Europäischen Kommission legt nun eine Metastudie vor, die die bisherigen Arbeiten auswertet, und zu dem Befund kommt: Energieeffizienz zahlt sich aus.
Um drei bis acht Prozent höhere Erlöse beim Verkauf von Wohnungseigentum ließen sich erreichen, wenn Energieeffizienz von Altbestand verbessert wird, urteilen die Studienautoren. Drei bis fünf Prozent sind es bei Vermietung. Noch höher fällt der positive Effekt bei gewerblich genutzten Bauten: Hier gehen die Autoren gar von zehn bis 20 Prozent Preiseffekt aus.
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Die große Bandbreite liegt unter anderem daran, dass die angegebenen Werte als Europa-Schnitt zu verstehen sind. Bei der – nicht vollständigen – Auswertung einzelner europäischer Städte und Regionen ergibt sich ein differenzierteres Bild. Während zum Beispiel für den urbanen Bereich in Irland so gut wie keine Wertzuwächse durch Energieeffizienzmaßnahmen ausgewiesen werden, gibt die Studie für Wien Wertsteigerungen von rund elf Prozent beim Verkauf an und rund fünf Prozent bei Mieterlösen. Für Niederösterreich weist sie Werte von je fünf Prozent aus. Angenommen wird dabei, dass sich eine Immobile um eine Klasse im europäischen Energieklassenschema EPC verbessert.
Wenig Einfluss auf die Praxis
In der Praxis dürfte die Situation allerdings anders aussehen. So hat zum Beispiel die Raiffeisen Immobilien Vermittlung RLV bereits vor zehn Jahren eine Studie zu diesem Thema in Auftrag gegeben, deren Ergebnisse im Großen und Ganzen bis heute gelten. „Im Grunde muss man sagen, es ist seit zehn Jahren gleich: Im Bewusstsein der Menschen ist Energieeffizienz zwar sehr präsent, in der realen Preisgestaltung spielt sie aber so gut wie keine Rolle“, sagt RLV-Geschäftsführer Peter Weinberger.
Das gelte insbesondere für den Wohnbereich geht. Hier sei allenfalls der Effekt zu beachten, dass bei schlechten Energieeffizienz-Werten die Kunden versuchen, den Preis runterzuhandeln, was bei Immobilien in guter Lage in der Regel aber nicht funktioniere. „Im gewerblichen Bereich sieht es anders aus. Hier sprechen wir von wesentlich größeren Flächen, daher ist die Reduktion der monatlichen Belastung durch Energieeffizienz ein ökonomischer Faktor, der einfach ins Gewicht fällt.“
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Michael Herbek, Abteilungsleiter Projektentwicklung bei der österreichischen BUWOG, eine der größten Immobiliengesellschaften des Landes, teilt diesen Befund im Wesentlichen. Auch er findet: „Im Wohnbereich spielt für Kunden die Energieeffizienz bei der Preisgestaltung derzeit nur eine sehr geringe Rolle, unabhängig davon, ob es sich um Miete oder Eigentum handelt.“ Im Gewerbe – und Bürobereich sei das Thema unter anderem deshalb etwas präsenter, weil hier unter anderem durch eine Reihe von internationalen Zertifizierungen, die das Energieeffizienz-Thema berücksichtigen, eher eine Vergleichbarkeit gebe.