In Deutschland entfallen rund 35 Prozent des Endenergieverbrauchs und etwa 30 Prozent der Treibhausgasemissionen auf den Gebäudebereich. Bis 2030 müssen die CO2-Emissionen im Gebäudesektor gemäß Klimaschutzplan 2050 der Bundesregierung von 119 Millionen Tonnen auf 70 bis 72 Millionen Tonnen reduziert werden. Rund 50 Millionen Tonnen CO2 gilt es also im Gebäudesektor zu reduzieren. Dabei soll das Gebäudeenergiegesetz helfen. Produziert wurden bisher aber vor allem: Entwürfe. Am 23. Oktober beschlossen die zuständigen Bundesminister Peter Altmaier und Horst Seehofer einen Entwurf, der großteils aus Kompromissen besteht. Das Bundesumweltministerium war lange nicht damit einverstanden, dass im GEG-Entwurf der aktuelle EnEV-Standard für Neubauten als Niedrigstenergie-Gebäude nach EU-Richtlinie gilt. Im neuen Entwurf will man sich nun geeinigt haben.
Mit dem Kompromiss-Papier sind aber vor allem die zuständigen Minister zufrieden. Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier äußert sich kurz nach dem Beschluss: „Ich freue mich, dass wir dieses wichtige Vorhaben heute auf den Weg bringen konnten. Wir sind uns in der Bundesregierung einig, dass Bauen und Wohnen bezahlbar sein und bleiben müssen. Daran halten wir uns. Das Gebäudeenergiegesetz setzt Energieeffizienz und Klimaschutz bei Gebäuden wirtschaftlich, umweltfreundlich und sozial um. Gleichzeitig machen wir einen weiteren wichtigen Schritt zur Umsetzung des Klimaschutzprogramms 2030.“
Bundesinnenminister Horst Seehofer: „Mit dem Gebäudeenergiegesetz werden die Vorschriften für energetisches Bauen und Sanieren vereinheitlicht. Das sorgt für Klarheit und weniger Bürokratie. Mit Blick auf die klima- und wohnungspolitischen Ziele der Bundesregierung ist dies ein wichtiges Signal für alle, die ein Haus planen, bauen oder sanieren wollen.“ Mit dem GEG sollen nun die europäischen Vorgaben zur Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden vollständig umgesetzt und die Regelung des Niedrigstenergiegebäudes in das vereinheitlichte Energieeinsparrecht integriert werden.
Was wie ein großer Schritt Richtung Klimaneutralität klingt, wird von gleich mehreren Verbänden in der Luft zerrissen: „Der neue Entwurf zum Gebäudeenergiegesetz ist eine Enttäuschung mit Ansage“, zeigt sich Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe (DUH), entgeistert. Der geschäftsführende Vorstand der Deutschen Unternehmensinitiative Energieeffizienz (DENEFF) meint: „Nach jahrelangem Ringen befasst sich das Kabinett nun mit einem Gesetzentwurf, der für das Klima kaum etwas bringt. Mehr noch: die Bundesregierung hat das Ziel eines klimaneutralen Gebäudebestandes bis 2050 sogar aus dem Gesetz gestrichen.“ Und auch Simone Peter, Präsidentin des Bundesverbands Erneuerbare Energie (BEE), ist höchst unzufrieden mit dem Entwurf: „Die Bundesregierung hat sich mit dem heutigen Kabinettsbeschluss zum Gebäudeenergiegesetz vom Ziel eines klimaneutralen Gebäudebestandes bis 2050 verabschiedet.“