Windrad statt Solaranlage : „Wirtschaftlich wird sich ein Kleinwindrad nicht rechnen“

Windrad Windkraft
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Wenig Sonne, aber dafür viel Wind? Hier könnte sich doch ein Kleinwindrad für die Eigenstromproduktion lohnen. Als Kleinwindräder werden jene Windräder bezeichnet, die eine Leistung von bis zu 20 Kilowatt und eine maximale Turmhöhe von 30 Metern haben. Im HLK-Interview erklärt der Windenergie-Experte Martin Jaksch-Fliegenschnee von der IG Windkraft für wen sich Kleinwindkraft lohnt und warum der Weg zum eigenen Windrad gar nicht so einfach ist.

HLK: Wie findet man das passende Kleinwindrad für den Privatgrund?

Martin Jaksch-Fliegenschnee: Das ist ehrlich gesagt gar nicht so einfach. Es ist schwer sich als Privatperson im Angebotsdschungel zurecht zu finden. Das passende Kleinwindrad muss natürlich gut funktionieren und für den ausgewählten Standort geeignet sein. Leider gibt es viele Hersteller, die einiges versprechen, aber nur sehr wenige Versprechen halten. Meine Empfehlung wäre daher den Versuchspark in Lichtenegg zu besuchen. Dort werden alle möglichen Kleinwindräder getestet und auf die versprochenen Funktionen und Leistungen überprüft. Außerdem sollte man nach Erfahrungen von anderen Windrad-Betreibern suchen. Immerhin gibt es in Österreich über 300 Kleinwindräder, da sollte es auch genügend Erfahrungswerte der einzelnen Personen geben. Außerdem bieten wir auf der Website kleinewindkraft.at weiterführende Informationen zu dem Thema an.

Welche weiteren Hürden müssen Interessenten überwinden?

Natürlich fällt auch sehr viel Bürokratie an. Die Anlage muss genehmigt werden und da unterscheiden sich die Bundesländer stark untereinander. In den meisten Bundesländern entscheidet aber der Bürgermeister über die Genehmigung. Der Prozess der Genehmigung ist meistens sehr langwierig und manchmal werden den Interessenten zusätzliche Steine in den Weg gelegt. So wird manchmal zum Beispiel nach einer Fledermausuntersuchung verlangt. Die ist natürlich kostspielig und lohnt sich für den einzelnen Kleinwindradbetreiber nicht.

Wie sieht es mit den Kosten für ein Kleinwindrad aus? Lohnt sich das überhaupt?

Da noch nicht so viele Anlagen verkauft wurden und die Nachfrage vergleichsweise gering ist, sind die Kosten derzeit noch sehr hoch. Sich mit einer eigenen Windanlage Geld zu sparen ist demnach noch eher unrealistisch. Wenn es nur um die günstige Stromerzeugung geht, dann ist eine Photovoltaikanlage sicher sinnvoller. Es ergibt aber auf jeden Fall Sinn eine PV-Anlage mit einem Windrad zu ergänzen. So wird die Stromproduktion unterstützt und der CO2-Ausstoß noch geringer.

Ist ein Kleinwindrad damit nur etwas für Weltverbesserer?

Die große Motivation dahinter muss ganz klar der Klimaschutz sein. Finanziell zieht man derzeit leider einfach noch keinen Gewinn aus der Eigenstromproduktion mit einem Kleinwindrad. Aber: Jedes Windrad ist wichtig, denn es ist ein Beitrag für mehr erneuerbare Energie. Es lohnt sich aber auch sich an großen Windkraftanlagen zu beteiligen. Es braucht etwa 800 bis 1.000 kleine Windräder, um so viel Energie wie ein einzelnes Großwindrad zu erzeugen. Investiert man in Großwindräder leistet man einen Beitrag zur Produktion von erneuerbarer Energie, der sich im Endeffekt für alle lohnt.

Wenn sich jemand für ein Kleinwindrad entscheidet, was muss dann bei der Standortwahl beachtet werden?

Auf jeden Fall muss eine Windmessung durchgeführt werden. Es reicht nicht schon lange in der Region zu leben und erlebt zu haben, dass dort oft der Wind weht. Der Wind muss vor allem lange und stark wehen, damit sich das Windrad dreht und Strom erzeugt. Außerdem gibt jedes Bundesland eigene Richtlinien für die Errichtung eines Kleinwindrads vor. Als Faustregel gilt auf jeden Fall: Das Windrad muss mindestens doppelt so hoch sein wie das höchste Bauwerk in der Nähe. Und auch über Bäume muss das Windrad hinwegragen, da die Windstromproduktion ansonsten stark gehemmt wird.

Wie viel Energie kann ein Kleinwindrad im Idealfall erzeugen?

Das hängt natürlich stark von der Größe des Windrads ab. Ein Kleinwindrad mit einer Leistung von fünf Kilowatt kann rund 4.000 bis 5.000 Kilowattstunden Strom pro Jahr erzeugen. Ein durchschnittlicher Haushalt braucht in etwa 3.500 Kilowattstunden Energie im Jahr. Nun klingt das nach einem tollen Ertrag, doch man muss bedenken, dass die Windenergie häufig dann zur Verfügung steht, wenn sie nicht gebraucht wird.

Hilft da ein Stromspeicher?

Ja, natürlich. Aber ein Speicher bedeutet auch eine zusätzliche Investition, wodurch das ganze System noch teurer wird. Wenn jemand großen Wert auf Stromautarkie legt, dann ist die Kombination von Photovoltaikanlage, Windkraft und einem Energiespeicher bestimmt eine hervorragende Lösung. Wirtschaftlich wird sich das Ganze aber niemals rechnen.

https://youtu.be/cKiu2hgkEww