Klima-Kälte-Technik : Windcloud kombiniert Windkraft und Algenzucht

© Weiss Klimatechnik GmbH

Als das Start-up Unternehmen Windcloud mit der Planung des Rechenzentrums begann, gab es zunächst mehr Fragen als Antworten. Fest stand aber, dass es, gemäß der Firmenphilosophie, nachhaltig arbeiten sollte. Winfried Ritter, Geschäftsführer und Initiator, erklärt: „Wir wollten ein Rechenzentrum entwickeln, das die Klimavorteile unseres Standortes im Norden nutzt und technologisch neue Maßstäbe setzt. Deshalb haben wir Partner gesucht, die uns dabei begleiten und das erforderliche Know-how haben“. Aufgrund der positiven Erfahrungen bei vergangenen Projekten fiel die Wahl auf das IT-Systemhaus Dierck und die zur Dierck Gruppe gehörige Firma Eschenburg EKK.

Big Thinking statt punktueller Optimierung

Die Abwärme wird bei allen Rechenzentren mehr oder weniger ungenutzt ausgeblasen, wodurch rund 95 Prozent der eingesetzten Energie vernichtet wird. Der Anspruch des Windcloud Projektes war, dies zu ändern und ein neues Konzept zu entwickeln. Angesichts der hervorragenden Wind- und Platzverhältnisse in Schleswig-Holstein stand dabei bereits früh fest, dass der Strom nachhaltig von Windkraftanlagen produziert werden sollte. Um Ideen und Möglichkeiten zur Nutzung der Abwärme zu finden, veranstaltete Windcloud einen Kongress, bei dem Spezialisten unterschiedlicher Branchen und Disziplinen eingeladen waren. Darunter auch ein auf die Zucht von Algen spezialisierter Unternehmer. Nach ersten Gesprächen zeigte sich schnell, dass die Algenzucht viel Potenzial für das Projekt hat und die ersten Planungen begannen.

Das Rechenzentrum sollte auf einem ehemaligen deutschen Bundeswehrgelände realisiert werden. Die Konzeption und Planung des neuen Data-Centers trieb Stefan Micsek, Leiter des Geschäftsbereiches RZ und IT-Infrastruktur bei der Dierck Gruppe voran: „Das Projekt entwickelte eine sehr hohe Dynamik, die im Team positiv umgesetzt wurde. Dadurch konnten wir jederzeit schnell und flexibel reagieren und auch unkonventionelle Lösungen auf dem direkten Wege realisieren“. So hatte sich bei der Planung beispielsweise herausgestellt, dass die Abluft die ideale Temperatur für die Algenzucht hatte. Also wurde auf dem Rechenzentrum ein 240 m² großen Gewächshauses platziert, in das die Abwärme geführt werden musste.

Mit Algen das Klima retten

Algen sind eine Art Super-Biomasse und vielfältig einsetzbar - in der Medizintechnik und der Pharmaindustrie, in der Kosmetikbranche und in der Lebensmittelindustrie. Darüber hinaus können sie als Energiequelle Öl produzieren, ohne Ackerland zu benötigen. Im Wachstum entziehen sie der Atmosphäre Kohlenstoffdioxid, reinigen dadurch die Luft und wirken dem Treibhauseffekt entgegen. Die Abwärme des Rechenzentrums ist ganzjährig für die Algenzucht nutzbar. Im Winter können die Algen mit der Temperatur der Abluft perfekt temperiert werden. Aber auch im Sommer sichert die konstante Abwärme von 35,9° C optimale Wachstumsbedingungen für die genutzten Spirulina- und Chlorella-Algen.

Flexible Klimatechnik als Herzstück der Anlage

Bei der Suche nach einem geeigneten Partner für die Klimatechnik fiel die Wahl auf Weiss Technik. Als ein langjähriger Innovationstreiber der Branche steht das Unternehmen für vielfältig einsetzbare und hocheffiziente Lösungen. Ein Entwicklungsschwerpunkt liegt dabei im Bereich der direkten freien Kühlung. Für Stephan Vogt, Geschäftsführer der Eschenburg Elektro-Kälte-Klima GmbH gab es noch ein weiteres wichtiges Argument: „Bereits bei den ersten Planungen haben wir auf ein Gerät von Weiss Technik gesetzt. Einerseits, weil diese die geforderte Effizienz, Zuverlässigkeit und Betriebssicherheit bieten. Andererseits weil es uns wichtig war, eine hochflexible Lösung zu haben, mit dem wir die kurzfristigen Ent-wicklungen des dynamischen Projektes jederzeit umsetzen können.“

Direkte freie Kühlung sichert Energieeffizienz

Basis für den nachhaltigen Kreislauf aus Server-Kühlung, Gewächshaus-Heizung und Algentrocknung ist ein leistungsstarkes Klimasystem. Um die maximale Anlageneffizienz zu erzielen, wurde ein Präzisionsklimagerät Vindur CoolMaster FC mit direkter freier Kühlung ausgewählt. Diese sind über ihren speziellen Gehäuseaufbau direkt mit der Außenluft verbunden, so dass sie die Vorteile der direkten freien Kühlung unmittelbar nutzen können. Ein Erfolgsfaktor ist dabei, dass die Temperatur am Standort durchschnittlich knapp 3 Grad kühler ist als in den Metropolen, in denen viele Rechenzentren stehen. Dank der automatischen Regelung wird die mechanische Kühlung nur im Bedarfsfall zugeschaltet. Mario Schlotte, Vertriebsingenieur bei Weiss Technik, erklärt dazu: „Mit unseren Vindur CoolMaster FC Klimageräten erzielen wir seit vielen Jahren hervorragende Effizienz- und Zuverlässigkeitswerte und darüber zufriedene Kunden. Deshalb haben wir den Einsatz eines entsprechend ausgelegten Gerätes empfohlen.“

Roll-out für weitere Rechenzentren

Nach der erfolgreichen Inbetriebnahme des Rechenzentrums im August 2020 plant Windcloud weitere dezentrale und mit Windkraft betriebene Rechenzentren. Winfried Ritter dazu: „Die Digitalisierung wird weiter fortschreiten, Rechenzentren werden immer wichtiger werden. Wir haben hier noch mehrere Bunker am Standort, die sich ideal dafür eignen. Darüber hinaus lässt sich das Konzept auch für andere Standorte weltweit skalieren. Und mit dem erfolgreichen Team wollen wir weiter vorangehen und die Welt der Rechenzentren nachhaltig grün verändern.“