Gasheizung : Wie gefährlich ist Gas wirklich?

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© Matthias Buehner - stock.adobe.com

Im Jänner kam es zu gleich zwei tragischen Gasunfällen. Einer davon ereignete sich in der russischen Industriestadt Magnitogorsk, wo es zu einer Gasexplosion in einem Wohnhaus kam. Mehrere Menschen kamen dabei ums Leben, es gab zahlreiche Verletzte. Die Ursache der schweren Gasexplosion ist bisher noch unklar. Auslöser dürfte laut Behörden jedoch ein Gasleck oder eine defekte Leitung sein.

Bei der Gasexplosion in Paris war der Auslöser ein Gasleck, das zwei Feuerwehrleute gerade inspizierten, als es zur Explosion kam. Durch den hohen Druck zerbarsten die Fenster der Umgebungsgebäude und Autos kippten um. Vier Menschen kamen bei der Explosion ums Leben, darunter die beiden hilfsbereiten Einsatzkräfte.

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Doch wie können solche Unfälle vermieden werden? Was muss man im Umgang mit Gasinstallationen beachten? Darüber gibt Bernhard Pichler, Bereichsleiter Gas bei der Österreichischen Vereinigung des Gas- und Wasserfachs, im HLK-Interview Auskunft.

HLK: Herr Pichler, wie darf man sich so eine Gasleitung im Gebäude denn vorstellen?

Bernhard Pichler: Ein Gasanschluss kann in eine Hausanschlussleitung und in eine Innenleitung unterteilt werden. Die Hausanschlussleitung wird grundsätzlich vom Gasnetzbetreiber errichtet und endet mit der Hauptabsperrarmatur. Hier beginnt die Kundenanlage, die sich im Eigentum des Kunden befindet und für deren Errichtung, Änderung und Instandhaltung der fachkundige Gas Installateur der richtige Ansprechpartner ist.

Und trotzdem kommt es immer wieder zu tragischen Unfällen. Was ist wichtig, um ein Gasgerät sicher zu installieren?

Wesentlich ist, dass das Gasgerät die sicherheitstechnischen Anforderungen erfüllt und für die verteilte Gasart und den verfügbaren Anschlussdruck geeignet ist. Die Erfüllung dieser europäischen Mindeststandards wird über die CE-Kennzeichnung nachgewiesen, die am Typenschild des Geräts ersichtlich ist, ebenso wie die Gasart und der Anschlussdruck. Neben den sicherheitstechnischen Anforderungen gibt es noch nationale landesgesetzliche Anforderungen bezüglich der Einhaltung von Emissionsgrenzwerten. Hier garantiert beispielsweise die ÖVGW-Qualitätsmarke die Einhaltung der österreichischen Umweltstandards.

Muss bei den Geräten selbst auf etwas Besonderes geachtet werden?

Bei der Auswahl des Gasgerätes ist raumluftunabhängigen Geräten in jedem Fall der Vorzug zu geben. Bei diesen sind alle Teile des Verbrennungsweges, wie Verbrennungsluftzuführung, Brennkammer, Wärmetauscher und Abgasabführung, gegenüber dem Aufstellraum abgedichtet und somit kann kein Abgas in den Aufstellraum austreten. Für den konkreten Anschluss des Gerätes sind dann die entsprechenden Aufstellungsgrundsätze gemäß den einschlägigen Regeln der Technik, die in den ÖVGW Richtlinien zu finden sind, und Herstellerangaben zu beachten.

Welche Vorschriften gelten für Gasheizungen?

Neben den Vorschriften, die für alle Feuerungsanlagen gelten, unterliegen Kunden-Erdgasanlagen den Gas-(Sicherheits-)Gesetzen der Bundesländer. In den jeweiligen Landesgesetzen oder -verordnungen werden die Anforderungen für die Errichtung, Änderung, Betrieb und Instandhaltung von Gasanlagen festgelegt.

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Wie können Gasexplosionen wie solche in Russland oder kürzlich in Paris überhaupt passieren?

Eine Zündung oder Explosion ist grundsätzlich nur möglich, wenn ein Brennstoff und Sauerstoff im richtigen Mischungsverhältnis bei gleichzeitigem Vorhandensein einer Zündquelle vorliegen. Fehlt nur eines dieser drei Elemente, kann Brand- oder Explosionsgefahr ausgeschlossen werden. Die Zündgrenzen von Erdgas liegen dabei zwischen rund 4,4 bis 16,5 Volumsprozent. Damit austretendes Erdgas aber bereits in geringsten Mengen – weit unter der Zündgrenze – wahrgenommen wird und es erst gar nicht so weit kommen kann, fügen die Gasnetzbetreiber dem von Natur aus geruchslosem Erdgas einen charakteristischen Geruchsstoff zu. Neben einer regelmäßigen Wartung der Gasgeräte ist auch eine wiederkehrende Überprüfung der gesamten Kunden-Erdgasanlage, das bedeutet alle Leitungen, Armaturen, Sicherheitseinrichtungen, Gasgeräte, Verbrennungsluftversorgung, Abgasabführung, längstens alle zwölf Jahre durch den fachkundigen Gasinstallateur vorgesehen, damit einem sicheren und zuverlässigen Betrieb der Gasheizung nichts im Wege steht.

Sind Installation und Betrieb von Gasheizungen grundsätzlich schwieriger und gefährlicher als andere Heizsysteme?

Diese Frage kann man eindeutig mit Nein beantworten. Bei Gasheizungen handelt es sich um kostengünstige, umweltfreundliche, sichere und zuverlässige Heizungen, die aus den österreichischen Haushalten nicht wegzudenken sind. Neue Erdgas-Brennwertgeräte für den Haushalt sind bis zu 35 Prozent effizienter als ihre Vorgänger.

Inwiefern sind Gasgeräte umweltfreundlich?

Vergleicht man Gasbrennwertgeräte mit anderen Wärmeversorgungssystemen, zeigen sich die Vorteile für unsere Luftqualität deutlich. Erdgas produziert keinen Feinstaub, wenig CO2 und so gut wie keine anderen Luftschadstoffe. Somit ist eine Gasheizung nicht nur bequem und sauber in der täglichen Handhabung, sie ist auch in Hinblick auf Luftschadstoffemissionen deutlich sauberer als beispielsweise Heizölbrennwertgeräte und Pelletsöfen.

Gas ist und bleibt aber dennoch ein fossiler Brennstoff. Ist es nicht besser, auf erneuerbare Alternativen umzusteigen?

Deshalb beschäftigt sich die heimische Gaswirtschaft derzeit intensiv damit, den Anteil von erneuerbarem „grünem“ Gas in den Netzen zu erhöhen. Grünes Gas, also erneuerbares Biogas aus Reststoffen oder Synthese-Gas aus Wind- oder Sonnenenergie, bilanziert völlig klimaneutral und kann in den bestehenden Leitungen transportiert und in den vorhandenen Gasheizungs- und Warmwasserbereitungsanlagen ohne kostspielige Umbauten genutzt werden. Um die Erneuerbaren langsam zu integrieren, kann man die Gasheizungen auch mit anderen Systemen wie einer Solaranlage kombinieren kann. Damit lässt sich der Gas-Verbrauch zusätzlich um bis zu 55 Prozent reduzieren.