Erneuerbare Energie : Wie erneuerbare Energieträger für eine grüne Sahara sorgen können

Die flächendeckende Installation von Solar- und Windkraftanlagen soll die Vegetation in der Sahara wiederbeleben. Mit dieser Hypothese lehnte sich nun das amerikanische Fachmagazin Science aus dem Fenster.

Durch Solar- und Windanlagen würde die Umgebung wärmer und regnerischer werden, heißt es in der Publikation. Dadurch könnten in Teilen der Sahara Pflanzen wieder beginnen zu wachsen – das erste Mal seit 4.500 Jahren. Für den hypothetischen Versuch wählten die Forscher die Sahara sowie die Sahelzone, eine Überganszone vom Norden der Sahara bis zur Trocken- beziehungsweise Feuchtsavanne im Süden. Die Sahara umfasst eine Fläche von 9,2 Millionen Quadratkilometer, bei der Sahelzone sind es rund drei Quadratkilometer. Das Gebiet der Sahara wurde vor allem aufgrund seiner Nähe zu Europa und den potenziellen Stromabnehmern dort ausgewählt.

Die simulierten Wind- und Solarfarmen der Studie sollen große Teile der Wüstengebiete bedecken. Die damit genutzte Fläche wäre 38 Mal größer als Großbritannien. Mit Leichtigkeit würden die Sahara-Windfarmen alle bisherigen übertreffen. Die Wind- und Solarenergie, die in diesem Szenario produziert werden würde, könnte den globalen Gesamtstromverbrauch viermal decken. „Bei dieser Größenordnung stelle ich infrage, was für ein grundrealistisches Einsetzungspotenzial die Anlagen haben. Ich halte wenig davon in Afrika massenhaft Ökostrom zu erzeugen und diesen dann nach Europa zu transportieren, wenn es doch auch in Europa genug Platz gibt, um Strom zu erzeugen. In Südeuropa können Photovoltaikanlagen toll genutzt werden und im Norden Europas bieten sich Windkraftanlagen an“, erklärt Martin Jaksch-Fliegenschnee von der IG Windkraft im HLK-Interview.

Dass die Wind- und Solarkraftwerke spürbare Auswirkungen auf die Vegetation der Wüstengebiete haben, stehe laut Jaksch-Fliegenschnee außer Frage. Ähnlich wird es in Nordamerika gehandhabt: Dort wurden große Offshore-Windparks vor der Küste installiert, die Wirbelstürme an der Westküste abfangen sollen. Trotzdem sei eine dermaßen großflächige Installation von Wind und Solarparks nicht sinnvoll, erklärt er.

„Afrika ist eine Region, die politisch nicht stabil ist und selber ein gut etabliertes Wirtschaftssystem braucht. Dass dort Strom für die ganze Welt produziert werden soll, ist meiner Meinung nach nicht zielführend“, so Jacksch-Fliegenschnee. Zudem gibt es auch Menschen, die in der Sahara leben. Die Araber, Berber und Tuareg wären wohl wenig begeistert, wenn nun in ihrem Lebensraum mit dem Bau von Windrädern und Solarflächen begonnen werden würde. „Strom soll dort produziert werden, wo er euch genutzt wird. Deshalb sollten wir schleunigst beginnen Fassaden mit Photovoltaik auszustatten und die Windkraft auszubauen“ schließt Jaksch-Fliegenschnee ab.