Green Jobs in Gefahr : Viel weniger Solar- & Biomasseanlagen in NÖ

Der Solaranlagenmarkt in Niederösterreich ist im ersten Halbjahr um mehr als 70 % zurückgegangen; seit Juli 2011 herrscht totaler Stillstand, berichten Landesinnung NÖ der Installateure und der Verband Austria Solar. Das wird vor allem auf die Streichung des Direktzuschusses für thermische Solaranlagen und für Biomasseheizungen seit Jahresbeginn zurückgeführt.

Verband Austria Solar + Installateure warnen

Im Vorjahr wurden noch rund 6.000 neue Solaranlagen in NÖ errichtet, im ersten Halbjahr 2011 waren es lediglich ca. 1.700. Da Niederösterreich im Vorjahr der größte Markt für Solaranlagen in Österreich war, beeinflusst dessen massiver Einbruch auch den Gesamtmarkt Österreich. „Wir fordern die Zuständigen im Land Niederösterreich auf, sofort zu handeln und noch im Herbst den Direktzuschuss wieder zu aktivieren. Nur so kann der Solarausbau in Niederösterreich wieder aufleben“, meint DI Roger Hackstock vom Verband Austria Solar. „Die politischen Entscheidungsträger müssen erkennen, dass der aktuelle Trend hin zu fossilen Energieträgern mittelfristig ins ökologische und wirtschaftliche Desaster führt. Die niederösterreichische Bevölkerung muss wieder eine Chance erhalten, ihren Heizbedarf ökologischen bestreiten zu können“. Für die Wiedereinführung der Direktförderung mit September 2011 wurde ein Sonderbudget von rund 8 Mio. Euro gefordert.

Green Jobs in Gefahr

Der Markteinbruch in Niederösterreich bedeutet mittelfristig einen Wegfall von rund 300 „Green Jobs“ in Solar- und Installationsunternehmen, die sich auf Solaranlagen spezialisiert haben. Vom zuständigen Finanzlandesrat und LH-Stv. Wolfgang Sobotka (ÖVP), gab es gegenüber dem ORF den Hinweis: Die Errichtung von Solaranlagen werde weiterhin gefördert, allerdings nicht mehr als Einmalzuschuss, sondern im Rahmen einer thermischen Gesamtsanierung.

Ob die Niederösterreicher es sich leisten können oder wollen, 50. oder 100.000 Euro in die Hausrenovierung zu investieren, nur um die Förderung für eine neue Heizung oder Solaranlage zu erhalten, ist eher zu verneinen. Also arbeiten die alten Kessel bei den meisten NiederösterreicherInnen weiter, bis der Ofen endgültig aus ist.

Eingestellte Direktzuschüsse: Prekäre Lage

Doppelt unangenehm: Die Einstellung der Direktzuschüsse für Solaranlagen und den Kesseltausch (außer für Öl + Gas) in Niederösterreich trifft die dortigen Installateure hart, wie LIM Ing. Herbert Urbanich ausführt: „Der radikale Rückgang bei der Zahl neu installierter Solaranlagen, Biomassekessel und Wärmepumpen im ersten Halbjahr 2011 schmerzt sehr. Noch können viele Kollegen ihre Mitarbeiter mit Aufträgen zur Neuinstallation von Öl- und Gaskessel beschäftigen. Für nächstes Jahr sehen die konjunkturellen Prognosen für das Gewerbe & Handwerk aber dramatisch schlecht aus!“

Den deutlichen Rückgang bei Solar- und Biomasse-Anlagen führt Urbanich aber nicht nur auf die nicht mehr existierenden Direktzuschüsse, sondern auch auf die instabile wirtschaftliche Situation sowie die gleichzeitig eingetretenen Teuerungen durch die öffentliche Hand zurück.

Niederösterreichische Installateure, Haustechniker und Elektrotechniker werden nächstes Jahr wahrscheinlich sehr harten Zeiten zusteuern, sollten sich die Prognosen wirklich erfüllen (was nicht zu hoffen ist).

Paradox: Ölheizhung = einzige Förderung in NÖ

Die einzige Direktförderung, die Privatpersonen in NÖ derzeit lukrieren können, wenn diese eine neue Heizung installieren möchten, ist jene für Ölheizungen. Diese gibt es aber nicht vom Land NÖ sondern vom heimischen Mineralölhandel. Alle anderen Direktzuschüsse wurden Anfang 2011 gestrichen. Paradox und unverständlich für ein Bundesland, dass so ambitionierte Pläne im Bereich erneuerbare Energie hegt(e ).

Die Printausgabe der HLK 8-9 (S 78 + 79) zeigt eine weitere Entwicklung auf, die mit Sorge zu betrachten ist: Den Österreichern bleibt immer weniger im Börsel, ergo sinkt die Investitionsbereitschaft.