Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung : Solarzellen sind auf gute Weise ansteckend

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© Christine Kees/Stromaufwärts-Photovoltaik GmbH

Das Ergebnis der Studie des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) auf den Punkt gebracht: Wenn ein Haus Solarzellen auf dem Dach hat, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass Nachbarn auch welche installieren. Dabei ist vor allem die (Sicht-) Nähe zur Solaranlage ausschlaggebend. Das Ergebnis der Studie könnte für politische Maßnahmen relevant sein, die auf einen breiten Einsatz von Solarzellen abzielen.

„Es ist im Prinzip so: Wenn man ein Solarpanel vom eigenen Fenster aus sieht, dann beschließt man mit größerer Wahrscheinlichkeit, auch eines auf das eigene Dach zu stellen“, sagt Leonie Wenz vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK), Autorin der Studie. „Man könnte meinen, dass andere Faktoren relevanter sind, zum Beispiel das Einkommen oder der Bildungshintergrund oder die Mund-zu-Mund-Propaganda innerhalb des gleichen sozialen Netzwerks wie etwa in einem Schulbezirk. Wir haben daher all diese verschiedenen Möglichkeiten miteinander verglichen, und das Ergebnis hat uns verblüfft. Es stellte sich heraus, nein, die geografische Entfernung ist wirklich mit Abstand der wichtigste Faktor. Je mehr Solaranalagen es in einem engen Umkreis um mein Haus gibt, desto wahrscheinlicher ist es, dass ich auch eine habe“.

Ab wann sich der Vorbild-Effekt halbiert

„Die Wahrscheinlichkeit, ein Solarpanel auf dem Dach zu haben, halbiert sich in etwa über die Länge eines Fußballfeldes“, sagt Anders Levermann vom PIK und der Columbia University in New York, der ebenfalls Autor der Studie ist. „Der Ansteckungs-Effekt nimmt exponentiell ab, je weiter die nächstgelegenen Solaranlagen von einem Haus entfernt sind.“ Es ist ein bemerkenswert robuster Effekt, der zwar in einkommensschwachen Vierteln am stärksten ausgeprägt ist, aber allgemein gilt.

Die Forschenden haben die Daten zum Sprechen gebracht. „Wir kombinierten Zensusdaten für jeden Bezirk mit hochauflösenden Satellitendaten, die alle Solarpanels in Fresno identifizieren können“, erklärt Kelsey Barton-Henry vom PIK, gleichfalls Autorin der Studie. „Dann haben wir verschiedene Algorithmen für maschinelles Lernen trainiert, um den Zusammenhang zwischen dem sozioökonomischen Umfeld der Menschen und der Wahrscheinlichkeit, dass sie ein Solarpanel haben, zu finden“.

„Das Säen von Solarmodulen kann viel verändern“

„Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass ein Säen von Solarpanels in Gegenden, in denen es nur wenige gibt, ein Stadtviertel und letztlich die Region überzeugen kann“, so Levermann. „Wenn mehr Solaranlagen zu mehr Solaranlagen führen, kann das zu einem Kipppunkt führen - einem guten diesmal. Das Klimasystem hat eine Reihe von extrem gefährlichen Kipppunkten, vom westantarktischen Eisschild bis zum Nordatlantikstrom“. Leonie Wenz ergänzt: „Daher ist es wichtig, Klimaentscheidungen zu erforschen, um positive soziale Kipppunkte aufzuspüren, sowohl kleine als auch große; für eine sichere Zukunft für alle“.