Expo 2017 : Solartechnik, Energiewende und Mozartkugeln: Das zeigt Österreich bei der Expo 2017 in Astana

Manche Staatenlenker neigen ja zuweilen zu einem gewissen Gigantismus bei der Ausrichtung von Großveranstaltungen, denn derlei Events sind für sie auch immer ein Instrument zur Festigung des eigenen politischen Vermächtnisses. Natürlich war das auch so bei der Eröffnung der Expo 2017 in der kasachischen Hauptstadt Astana. Fünf Stunden dauerte die Zeremonie, mit der der kasachische Präsident Nursultan Nasarbajew - er regiert seit dem Zerfall der Sowjetunion 1991 - unter Anwesenheit seines russischen Amtskollegen Vladimir Putin und anderer Staatsgäste die Eröffnung der Expo feiern ließ - Show und Einzug der Nationen und Riesen-Feuerwerk inklusive.

In den kommenden drei Monaten wird es auf dem 25 Hektar großen Expo-Areal, erbaut für rund vier Milliarden Euro, um ein eher show-averses Thema gehen: Future Energy, die Zukunft der Energie. Kasachstan selbst ist energietechnisch eher noch mit der Vergangenheit verbunden: Das Land ist reich an Kohle, Öl und Gas und nutzt die natürlichen Ressouren intensiv. Kohle ist etwa Energieträger Nummer eins und Kasachstan Österreichs wichtigster Erdöllieferant.

Dennoch soll nun die Wende kommen, die Energiewende. Mit 3.000 Sonnenstunden pro Jahr wäre der Staat eigentlich bestens geeignet für die Nutzung von Solarenergie. Bis zum jahr 2020, so will es der Präsident, soll der Anteil von Sonne und Wind bei der Stromerzeugung auf drei Prozent steigen, bis 2050 soll das Land die Hälfte seines Energieverbrauchs aus Erneuerbaren decken. Manner-Schnitten und Mozartkugeln Hier möchte auch Österreich ansetzen, das mit einem 870 Quadratmeter großen Pavillon bei der Expo vertreten ist. Die Weltausstellung soll als Plattform genutzt werden, um das Know-how der österreichischen Wirtschaft zu präsentieren. Das Generalthema ‚Future Energy‘ passt zu den Kompetenzen der Exporteure rund um die Themen Erneuerbare Energien, Energieeffizienz und Infrastruktur“.

Derzeit sind österreichische Unternehmen vor allem in den Bereichen Pharmazeutika und Maschinen/Anlagen sowie mit hochqualitativen Fertigwaren erfolgreich, größter heimischer Investor ist die OMV. „Insgesamt sind 50 heimische Betriebe mit Niederlassungen im Land vertreten, sie nutzen ihre Präsenz zum Teil auch, um den gesamten zentralasiatischen Raum zu bearbeiten. Die Perspektiven sind grundsätzlich günstig: Die Weltbank zählt Kasachstan zu den Top-10-Reformländern weltweit“, erläutert Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Leitl.

Der Österreich-Pavillon selbst wird sich mit ungewöhnlichen Ideen präsentieren. Im Zuge eines zweistufigen EU-weiten Gestaltungswettbewerbs entschied sich eine fünfköpfige Expertenjury für den Vorschlag des Wiener Architekturbüros BWM und der Szenografin Julia Landsiedl. Dazu Jury-Vorsitzende Lilli Hollein: „Schon bei der EXPO in Mailand war Österreichs Beitrag durch seinen eigenständigen Ansatz und das räumliche Gesamterlebnis erfolgreich. Die Jury hat nun erneut für ein Proj ekt votiert, das zur vorgegebenen Thematik einen sehr individuellen Zugang entwickelt. Das Projekt von BWM Architekten und Partner mit Julia Landsiedl präsentiert sich als große, spielerische Maschine, deren Rädchen und Riemen einzelne Installationen zum Energie -Thema sind. Diese große Gesamtinszenierung ‘low tech meets high tech‘ involviert Besucher mit unterschiedlichen Formaten, vermittelt sehr eindrücklich Innovation, Technologie und Kunst und stellt den Österreich-Bezug auf künstlerische und stimmige Weise her.“

Ein Teil der Gesamtinszenierung: Besucher können mit ihrer eigenen Muskelkraft Energie erzeugen - und erhalten als Belohnung etwa Mozartkugeln oder Manner-Schnitten. Solartechnik aus Österreich Der Österreich-Beitrag wird mit einem Gesamtbudget von 4,8 Millionen Euro realisiert, das zu 75 Prozent vom Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft und zu 25 Prozent von der Wirtschaftskammer Österreich getragen wird. Österreichische Unternehmen können den heimischen Pavillon für eigene Kunden- und Präsentations-Events nutzen. Begleitend sind vonseiten der Wirtschaftskammer Veranstaltungen geplant, bei denen die heimische Wirtschaft ihre Leistungsangebote präsentieren und Interessenten ansprechen kann.

Eine besondere Rolle bei der Expo kommt dem niederösterreichischen Solarenergie-Unternehmen Ertex Solar zu.

Mit dem Auftrag, die 1.500 Quadratmeter große solartechnische Ausstattung des Hauptgebäudes der Expo 2017 – einer kugelförmigen Stahlkonstruktion mit integrierten Windturbinen - zu bauen, erhielt das Unternehmen aus Amstetten seinen bislang prestige-trächtigsten und größten internationalen Auftrag.

Spezialisiert ist Ertex Solar auf gebäudeintegrierte Photovoltaik, wobei die Kollektoren, anders als bei traditionellen Paneelen nicht auf das Gebäude aufmontiert, sondern in die Architektur eingepasst werden. Für die Expo 2017 wurden 380 individuell gefertigte Elemente hergestellt. Dieser internationale Auftrag für die Expo 2017 ist der bislang größte eines österreichischen Solartechnik-Unternehmens. Das 2004 in Amstetten gegründete Unternehmen ist eine Tochterfirma der niederösterreichischen Ertl Gruppe. Solar-Rikscha Auch im Best Practice-Area der Expo sind österreichische Unternehmen vertreten - sie haben einen internationalen Wettbewerb für sich entschieden, bei dem aus insgesamt 144 Projekten zur Energieeffizienz 23 besonders gelungene Arbeiten ausgewählt wurden: Der Solar-Spezialist Heliovis punktet mit neuer Solartechnologie, Andritz Hydro mit Gezeitenkraft und Hydromatrix und die landwirtschaftliche Fachschule Tulln mit einer - Achtung -solarbetriebenen Rikscha.

Die Expo dauert noch bis 10. September. Obwohl Astana im Gegensatz zur letzten Expo in Mailand ziemlich abseits klassischer touristischer Routen liegt, hoffen die Organisatoren auf drei Millionen Besucher.