Energieverbrauch senken : So funktioniert Österreichs größtes Plus-Energie-Bürogebäude

© TU Wien/David Alexander

Durch eine gut durchdachte Sanierung wurde aus dem ehemaligen Chemiehochhaus am Wiener Getreidemarkt Österreichs größtes Plus-Energie-Bürogebäude. Rund 800 Mitarbeiter der TU Wien finden nun auf den 13.500 Quadratmetern Platz. Insgesamt ist auf den elf Stockwerken eine Auslastung von bis zu 1.800 Personen möglich.

Für den gesamten Gebäudebetrieb wird keine Energie von externen Anbietern benötigt. Möglich ist dies vor allem durch die fassadenintegrierte Photovoltaikanlage, die insgesamt 2.199 Quadratmeter umfasst. Zusätzlich wird über die Energierückgewinnung des Aufzugs elektrische Energie gewonnen. Dabei entsteht so viel Strom, dass sowohl der Gebäudebetrieb, als auch die Nutzung gedeckt werden können. Überschüssige Energie wird an benachbarte Gebäude der TU weitergeleitet. Aber nicht nur beim Thema Strom, sondern auch bei Heizung und Kühlung agiert das Gebäude der TU Wien als Vorreiterrolle.

Heizen mit PCs

Im Keller des Bürogebäudes ist ein Serverraum untergebracht, dessen Abwärme in den kalten Monaten zur Heizung des Gebäudes genutzt wird. Produzieren die Server nicht genug Wärme wird zusätzliche thermische Energie aus dem Fernwärmenetz hinzugezogen. In den Sommermonaten wird die Wärme dann in eine Energiesenke abgeführt, die mittels zweier Hybridkühltürme genutzt wird. Abhängig von der Temperatur der Umgebungsluft wird aus den Kühltürmen über eine hocheffiziente Kältemaschine indirekt oder mittels Free-Coolings direkt Kälte gewonnen. Die Kälte wird sowohl zur Kühlung des Serverraumes, als auch des Gebäudes an sich genutzt.

Außerdem ist im Gebäude eine Nachtlüftung installiert, die ebenfalls der Kühlung dient. Die Nachtlüftungsfenster und -klappen öffnen sich an kühlen Nächten automatisch und lassen die kalte Luft durch das Gebäude strömen. Für den Abzug der erwärmten Luft werden nach wie vor die alten Lüftungsanlagen genutzt.

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Energieeffizienz auf hohem Niveau

Um Wärmeverluste und -einträge zu reduzieren, wurde eine spezielle Passivbauweise angewandt. Die Wärmebrückenfreie Dämmung, eine luftdichte Gebäudehülle, eine Lüftungsanlage mit Wärme- und Feuchterückgewinnung und eine Verschattung durch Außenjalousien führen zu einer optimierten Energieeffizienz des Gebäudes. Durch die Optimierung aller Energieverbraucher konnten die internen Lasten auf ein Minimum reduziert werden.

Für noch mehr Energieeffizienz wurde das ganze Gebäude mit intelligenter Technik ausgestattet. Durch Bewegungsmelder und CO2 Sensoren kann beispielsweise die Anzahl der Personen in einem Raum ermittelt werden. Die Lüftungsanlage passt sich dann automatisch den Gegebenheiten an und sorgt für ein angenehmes Raumklima. Beim Verlassen des Raumes schaltet sich die Beleuchtung automatisch ab. Auch die Notleuchten am Gang sind nur im Notfall aktiv.

1970 lag der jährliche Energieverbrauch des Gebäudes noch bei rund 803 Kilowattstunden pro Quadratmeter Bruttogrundfläche. Nach den Optimierungen konnte der Verbrauch nun auf 56 Kilowattstunden pro Quadratmeter reduziert werden.

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