Verbände fordern Stopp : Schiefergasförderung ist Unsinn

Im Weinviertel in Niederösterreich wurde ein riesiges Schiefergasvorkommen in mehreren tausend Metern Tiefe entdeckt. Aber: Die Fördermethode, um an dieses Gas zu gelangen, stellt eine Gefahr für Mensch und Umwelt dar. Diese Schlussfolgerungen ziehen Werner Zittel vom deutschen Ludwig-Bölkow-Institut, Borislav Sandov/ Mitglied der „Climate Action Coalition Bulgaria“ sowie Calvin Tillman/ ehemaliger Bürgermeister der texanischen Kleinstadt Dish, im Rahmen der Veranstaltung „Schiefergas – Methoden und Risiken“ am 28. Februar 2012 in der Akademie der Wissenschaften und bei einer Pressekonferenz in Wien.

Warnung vor Schiefergas-Förderung

Die Methode der Schiefergasförderung (Hydraulic Fracturing oder auch „Fracking“ genannt) ist aufgrund der damit verbundenen Gefahren international äußerst umstritten und hat in mehreren europäischen Ländern bereits zu einem Verbot geführt (HLK berichtet in der Printausgabe 3/12, S. 89 darüber).

Gefahr droht bei dieser Fördermethode vor allem durch Chemikalien, die die Luft und das Trinkwasser vergiften (können), durch hohe Methan-Konzentrationen, aber auch durch Lärm und (Geruchs)Beeinträchtigungen durch Aufbereitungsanlagen, Bohrungen, Pipelines sowie Gaskompressoren stehen Anrainern bevor, wenn diese in der Nähe von Schiefergas-Förderanlagen wohnen. Außerdem stellt die mitunter intensive Flächennutzung eine Einschränkung dar, nicht nur dann, wenn es sich um Tourismus-Regionen handelt.

Eine aktuelle Studie im Auftrag des Europäischen Parlaments bestätigt dieses Gefahrenpotenzial und warnt eindringlich vor den möglichen Umweltschäden. Berichteten über Schiefergas-Fördermethoden (v. l.): Horst Jauschnegg/ Vorsitzender des Österreichischen Biomasse-Verbandes, Werner Zittel/ Ludwig-Bölkow-Institut,

Borislav Sandov/ Mitglied der Climate Action Coalition Bulgaria sowie

Calvin Tillman/ ehemaliger Bürgermeister der texanischen Kleinstadt Dish. Bild: Biomasse-Verband Gesundheitsgefahr: Betroffene berichten

In eindringlichen Worten schilderte Calvin Tillman, ehemaliger Bürgermeister der texanischen Kleinstadt Dish, wie sich die Schiefergas-Förderung auf den Ort auswirkte. Die von einem unabhängigen Institut durchgeführte Luftverschmutzungs-Studie zeigte, dass in Dish 16 verschiedene Chemikalien in der Luft identifiziert wurden, die weit über den vorgeschriebenen Grenzwerten lagen. Die Luft beinhaltete Neurotoxine, krebserregende Stoffe sowie leicht entflammbares Benzol. Das ständige Nasenbluten seiner Söhne besserte sich erst, als Tillmann mit ihnen wegzog.

Auch Landwirt Timothy Ruggiero berichtet in Wien von seinen einschlägigen Erfahrungen und gesundheitlichen Beschwerden in seiner Familie, die auf die Schiefergas-Förderung zurückzuführen ist.

Angemerkt sei an dieser Stelle, dass in den USA alle relevanten Umweltschutzgesetze für die Öl- und Gas-Industrie außer Kraft gesetzt wurden – eine traurige „Freikarte“ für Umweltverschmutzung und Verhöhnung der Bevölkerung, bei der die Geldvermehrung auf Kosten anderer die einzige Maxime darstellt.

Offener Brief an Bundesregierung

Damit in Österreich nicht amerikanische Verhältnisse einkehren, fordern die Verbände – Umweltdachverband, Österreichischer Biomasse-Verband, Photovoltaic Austria, Austria Solar, IG Windkraft und Kleinwasserkraft Österreich - in einem offenen Brief von der österreichischen Bundesregierung

• ein generelles Verbot der Schiefergasförderung in Österreich

• einen sofortigen Stopp des Schiefergasprojektes der OMV im Weinviertel

• Investitionen in erneuerbare, sichere und umweltfreundliche Energieträger