Alternativen : Netzbetreiber Erneuerbares Gas könnte Erdgas schon 2050 vollständig ersetzen

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Bis zum Jahr 2050 könnten Erneuerbare Gase in Österreich das fossile Erdgas vollständig ersetzen. "Wir haben uns zum Ziel gesetzt, Erdgas stufenweise und sukzessive durch regenerative Gase in Form von Biogas und synthetisch hergestellten Gasen zu ersetzen", sagte Michael Haselauer, Geschäftsführer der Netze Oberösterreich, am Mittwoch bei einem Pressegespräch in Wien.

Das sei möglich, ohne dass es für die Kunden spürbar wäre, und dafür seien auch kaum zusätzliche Investitionen notwendig, erklärte Haselauer, der auch Vizepräsident der Österreichischen Vereinigung für das Gas- und Wasserfach (ÖVGW) ist, in der sich die österreichischen Gasnetzbetreiber und Wasserversorgungsunternehmen zusammengeschlossen haben.

Biogene Gase würden sich kaum von Erdgas unterscheiden, "es ist im Wesentlichen Methangas, CH4", erklärte Haselauer. "Die zweite große Chance sind synthetische Gase, vor allem Wasserstoff, der sich sehr gut eignet, aus Überschusselektrizität gewonnen zu werden und im Gasnetz beigemischt zu werden." In der Vergangenheit seien im Stadtgas noch bis zu 50 Prozent Wasserstoff enthalten gewesen. "Unsere Gasleitungssysteme und die Endkundengeräte sind durchaus geeignet, auch regenerative Gase und Wasserstoff direkt zu verwenden und zu nutzen."

Dafür sei notwendig, das technische Regelwerk und den rechtlichen Rahmen anzupassen. So gebe es derzeit sehr enge Toleranzgrenzen bezüglich der Gasqualität im Hinblick auf die Gerätezuverlässigkeit.

"Auch die Stromwende benötigt Gas", betonte Haselauer. Das sei etwa im Jänner 2017 deutlich geworden, als es durch die starke Kälte eine niedrige Wasserführung, wenig Wind und wegen des niedrigen Sonnenstandes und vereister Panele wenig Sonnenenergie gegeben habe. Durch ihre hohe Energiedichte und gute Speicherbarkeit seien technische Gase wichtig für die Versorgungssicherheit. In den österreichischen Erdgasspeichern könnten 93,2 Terawattstunden (TWh) Energie gespeichert werden, das entsprechend gut 8 Mrd. Kubikmetern Gas oder dem Dreißigfachen der Speicherkapazität aller Pumpspeicherkraftwerke. Die Batterien von einer Million Elektroautos könnten nur 0,05 TWh Strom speichern.

Während die Einspeisung von Biomethan und synthetischem Methan schon jetzt problemlos möglich sei, gebe es noch Forschungs- und Entwicklungsbedarf bei der Wasserstoff-Einspeisung, sagte der Geschäftsführer der Energienetze Steiermark und Leiter des ÖVGW-Forschungsbeirates, Manfred Pachernegg. "Wir hatten ja schon einmal in unseren Systemen etwa 50 Prozent Wasserstoff. Heute haben wir ein Regelwerk, das vier Prozent Wasserstoff ermöglicht." Dieser Anteil müsse sukzessive erhöht werden. Viele Einrichtungen sind schon heute für zehn Prozent relativ gut geeignet. "Aber unser Ziel ist langfristig, den Wasserstoffanteil zu steigern, so dass wir bis 2050 vielleicht den Wert erreichen, den wir schon einmal hatten, nämlich 50 Prozent Wasserstoff im System zu haben." Aktuell seien etwa eine Million Haushalte an das Gasnetz angeschlossen.

Damit die Umstellung auf Erneuerbares Gas gelingt, "brauchen wir ein an der Ökostromförderung orientiertes Förderregime, das marktnah ist und regionale Wertschöpfung forciert sowie die Gleichbehandlung von Erneuerbarem Gas mit anderen erneuerbaren Energieträgern", sagte Haselauer. Heute koste die Erzeugung von Biogas etwa 70 Euro pro MWh, während die Großhandelspreise für Erdgas bei 25 bis 30 Euro betragen würden, so die Gasexperten.

Auch in der Mobilität könnte Gas eine viel größere Rolle spielen als bisher, sagte Pachernegg. "Ich glaube, der Hauptgrund war bisher, dass uns die Autoindustrie etwas im Stich gelassen hat, weil sich die Verfügbarkeit von Fahrzeugen in Grenzen gehalten hat." Es gebe in Österreich bereits ein gutes Gastankstellennetz und mit Gas als Treibstoff könnten schnell CO2-Einsparungen erreicht werden, "mit Erneuerbarem Gas erst recht". (APA/red)