Studie : Erneuerbares Gas ist auch Konjunkturturbine

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In der nun präsentierten Studie wurden die volkswirtschaftlichen Effekte des Ausbaus und Betriebs von Erzeugungskapazitäten für erneuerbare Gase (Biomethan, Wasserstoff und synthetisches Erdgas) und deren Einspeisung in das Gasnetz analysiert. Fazit: Es handelt sich um ein kräftiges Konjunkturpaket für die heimische Volkswirtschaft.

Konjunkturpaket, Speicher für den Winter, Dekarbonisierung

„Es leistet aber auch einen wichtigen Beitrag zur Dekarbonisierung unseres Energiesystems und ermöglicht es, mit Stromüberschüssen im Sommer erneuerbares Gas zu erzeugen und für die Nutzung im Winter zu speichern“, sagt DI Peter Weinelt, Obmann des Fachverband Gas Wärme (FGW) und Gen.-Dir.-Stv der Wiener Stadtwerke.

Prof. Mag. Herbert Lechner, GF-Stv. und wissenschaftlicher Leiter der Österreichischen Energieagentur, sagt: „Die Investitionen im Zeitraum 2020 bis 2050 betragen 14,5 Milliarden Euro und sind zu drei Viertel für die österreichische Wertschöpfung und Beschäftigung wirksam. Für den Betrieb der Anlagen fallen weitere 14 Milliarden Euro an.“

Die Investitionen könnten vor allem aus den Bereichen der Energiebranche, Landwirtschaft und durch Bürgerbeteiligungs-Modelle getätigt werden.

In den Ausbau von Biomethan fließen laut Studie der Österreichischen Energieagentur insgesamt 4,5 Milliarden Euro. In einem ersten Schritt könnte etwa jede zweite bestehende Biomethan-Anlage umgerüstet und an das Gasnetz angeschlossen werden.

Weitere Biomethan-Potenziale liegen in der großflächigen Nutzung von landwirtschaftlichen Abfällen, Klärschlamm oder Speiseresten sowie in der Gewinnung von Holzgas. Wobei Holzgas in der Studie der Österreichischen Energieagentur noch gar nicht berücksichtigt wurde.

Für den Aufbau von Erzeugungskapazitäten von synthetischem Gas und Wasserstoff liegt das Investitionsvolumen bei insgesamt 10 Milliarden Euro. Um diese Umwandlungsprozesse von grünem Strom in erneuerbares Gas effizienter und damit kostengünstiger zu machen, wird an Forschung und Innovation gearbeitet. Das betrifft auch die Biomethanherstellung aus unterschiedlichsten biogenen Abfällen in einer Anlage, bei der laut Johannes Kepler-Universität um das Jahr 2040 ein Technologiesprung erwartet wird.

Bestehende Infrastruktur für zwei Milliarden m³ Grün-Gas nutzbar

Investitionen und Betrieb von Anlagen für erneuerbares Gas (bzw. Grün-Gas) hätten laut Lechner auch positive Effekte auf dem Arbeitsmarkt: „Schon in der Startphase 2020 bis 2030 werden durchschnittlich 2.500 Arbeitsplätze neu geschaffen oder gesichert. Diese Zahl steigt im Endausbau 2040 bis 2050 auf 10.000 Vollzeitbeschäftigte.“

Durch all diese Maßnahmen können jährlich erneuerbare Gase in der Größenordnung von rund 2 Milliarden Norm-m³ Gas hergestellt werden. „Damit könnte im Jahr 2050 der Gasbedarf für den Raumwärmemarkt gedeckt werden“, sagt Weinelt.

Das Nutzen der bestehenden Gasinfrastruktur hätte noch einen weiteren positiven Effekt: Dadurch, dass Energie durch die gut ausgebauten Rohrleitungen fließen kann, kann der Ausbau des Stromleitungsnetzes ausbleiben. Die Gasnetze helfen also beim Sparen. Weinelt: „So lassen sich die Klimaziele günstiger erreichen.“

Politische, langfristige Rahmenbedingungen

Um das enorme Potenzial an Grün-Gasen in Österreich vollständig nützen zu können, brauche es laut Fachverband „weder Gebote noch Verbote“, sondern „entsprechende Rahmenbedingungen im geplanten Erneuerbaren Ausbau Gesetz, in den Landesgesetzgebungen sowie entsprechende Anreize der Politik“. Eine Forderung, mit der der FGW nicht alleine ist. Viele Unternehmen und Konsumenten verzichten auf eine Erneuerung/einen Aus-/Umbau ihrer Anlagen, auch wegen der volatilen und teils mühsam zu erlangenden Förderungen (aktuelles Beispiel: Die diesjährige bundesweite E-Speicherförderung, die zum zweiten und vorerst letzten Mal in Österreich durchgeführt wurde – 6 Mio. Euro Förderung waren innerhalb von 46 Sekunden vergeben!).

Zu begrüßen seien geplante Steuererleichterungen im Rahmen der Steuerreform. Derzeit müssen etwa Betreiber von Biogas-Anlagen, sobald sie ihr erneuerbares Gas ins Erdgasnetz einspeisen, die Erdgasabgabe entrichten. Aber die Steuerreform alleine wird nicht ausreichen: „Wir brauchen kein Quotenmodell, das die Wertschöpfungseffekte exportiert, sondern vielmehr ein marktbasiertes Fördermodell, damit die Wirtschaftsimpulse und Wertschöpfung in Österreich bleiben“, meint man seitens des Fachverbandes Gas Wärme. Man wünscht sich ein marktnahes Fördermodell mit Ausschreibungen & Marktprämien bzw. einen bundesweiten Fördermechanismus zur Einspeisung von erneuerbarem Gas ins Gasnetz.