HLK: Warum geht der R-404A-Ausstieg viel zu schleppend voran?
Andrea Voigt: Gute Frage. Ich denke, viele haben den Phase-Down einfach nicht ernst genommen oder sich gedacht, man kann das Problem einfach aussitzen. Das dürfte sich in Anbetracht der extremen Preisanstiege seit ein paar Monaten nun allerdings schnell ändern.
Der HFKW-Phase-Down wird über die Reduzierung von CO2-Äquivalenten geregelt. Er bezieht sich also nicht auf bestimmte Kältemittel, wie es zum Beispiel bei Verboten der Fall wäre. Das hat den Vorteil, dass der Markt eine gewisse Flexibilität bei der Wahl der Kältemittel hat, wobei Kältemittel mit hohem GWP-Wert wesentlich stärker unter Druck sind als solche mit niedrigem.
Wenn allerdings der Ausstieg aus Kältemitteln mit hohem GWP-Wert nur sehr schleppend vorangeht, dann leiden darunter andere Sektoren, für die plötzlich nicht mehr genug Quote zur Verfügung steht.
HLK: Welche Auswirkungen haben der Preisanstieg und die Lieferengpässe?
Voigt: Es ist ein Problem für die gesamte Branche, wenn Kältemittel wie R-404A weiterhin in großen Mengen eingesetzt werden, obwohl zahlreiche Alternativen zur Verfügung stehen. Denn daraus ergeben sich dann nicht nur Lieferknappheit und Preisanstiege für dieses eine Kältemittel, sondern eben auch für andere. Im Bereich der Gebäudeklimatisierung zum Beispiel ist der Einsatz von brennbaren Kältemitteln (sei es A2L oder A3) in vielen Fällen derzeit noch kritisch oder durch restriktive Gebäuderegelungen in manchen Fällen schlichtweg nicht möglich – vor allem bei größeren Anlagen. Hier ist es daher besonders wichtig, dass Kältemittel wie R-410A und R-134a zumindest derzeit noch zur Verfügung stehen und nicht unter mangelnden Aktionen in anderen Anwendungssegmenten leiden.
Was braucht es, damit der Ausstieg zügiger geht?
Unser Verband startet jetzt im Herbst eine gezielte Kommunikationskampagne. Wir hatten bereits in den letzten zwei Jahren über unser EPEE-Gapometer über den Phase-Down und die erforderlichen Aktionen, um diesen erfolgreich umzusetzen, informiert. Jetzt wollen wir diese Kampagne noch konkreter machen und ganz gezielt die Anlagenbauer ansprechen, insbesondere im Hinblick auf Leckagereduzierung, Kältemittelrecycling und den Ausstieg aus Kältemitteln mit hohem GWP-Wert wie R-404A und R-507 in Verflüssigungssätzen und in der Supermarktkälte. Wir wollen diese Kommunikationsmaterialen (Flyer, Broschüren, etc.) in großem Umfang verteilen und sind natürlich für jegliche Mithilfe durch die nationalen Verbände sehr dankbar.
Wie sieht der Plan für den Ausstieg aus?
Das EPEE Gapometer hat einen Fahrplan erstellt mit den wichtigsten Aktionen zur Umsetzung des Phase-Down. Die wichtigsten Prioritäten sind demnach: Der Einsatz von Kältemitteln mit geringerem GWP in Neuanlagen, die Leckagereduzierung im Bestand, R404A Retrofits und die Wiederverwendung von Kältemitteln. Dies gilt es jetzt schleunigst umzusetzen.
Andrea Voigt, Geschäftsführerin der EPEE (European Partnership for Energy & the Environment) ist auch Keynote Speakerin des Klimakältetages von HLK am 28. September in der Eventpyramide Vösendorf. Einige Tickets für die Konferenz sind online noch verfügbar.