HLK: Was gibt es Neues bei der Aus - und Weiterbildung in der Kältetechnik?
Andreas Klaudus: Ausgehend vom Gesetz zum Nationalen Qualifikationsrahmen (NQR) ist angedacht, dass der Meister auf demselben Niveau wie der Bachelor eingestuft wird.
Auf diese Entwicklung haben wir reagiert, sodass heute eine qualitativ hochwertige Ausbildung mit aktuellen Inhalten und zeitgemäßer Trainingsmethodik angeboten wird, die den Anforderungen der Wirtschaft entspricht.
HLK: Was genau verstehen Sie unter zeitgemäßen Trainingsmethoden?
Klaudus: Um Wissen in angemessener Zeit zu vermitteln, sodass dieses danach am Arbeitsplatz angewendet werden kann, bedarf es zeitgemäßer Trainingsmethodik.
Die Zukunft der Aus- und Weiterbildung wird im Wesentlichen zwei Bereiche betreffen. Ausbildungsinhalte und Trainingsmethodik. Ausbildungsinhalte müssen in Zukunft periodisch aktualisiert und an den technologischen Fortschritt angepasst werden.
Die Nutzung digitaler Medien zur Wissens-, Erfahrungs- und Informationsvermittlung wird nicht mehr wegzudenken sein, und Lernende werden digitale Ausbildungsinhalte ortsunabhängig in Anspruch nehmen.
Neben der digitalen Beschäftigung mit Bildungsinhalten im Selbststudium wird die Ausbildung zukünftig projektorientiert erfolgen, wo in Teams komplexe Aufgabenstellungen bearbeitet werden und Auszubildende ihr planerisches Geschick unter Beweis stellen und erste Führungserfahrung sammeln können.
Da werden hohe Ansprüche an die Lehrenden gestellt.
Die Rolle der typischen Lehrkräfte oder Vortragenden wird sich mehr zu einem Trainer entwickeln, der auf die persönlichen Bedürfnisse Rücksicht nimmt und die Weiterentwicklung begleitet. Dieses Modell des sozialen Lernens wird erst von wenigen angewendet. Wichtig ist es, die theoretischen Inhalte sofort in projektorientiertes Lernen umzusetzen.
Hier stehen wir viel mit Unternehmen in Kontakt, die uns sagen, wo es Optimierungsbedarf gibt oder wie der technologische Fortschritt aussehen kann. Für die Praxisarbeiten ziehen wir auch Fragestellungen aus der beruflichen Praxis unserer Kursteilnehmer heran. Das ist dann der Coachingansatz beim Lehren.
Stichwort lebenslanges Lernen: Welche Möglichkeiten gibt es hier in diesem Bereich?
Es hat sich gezeigt, dass aktuelle Themen, die in der Meisterausbildung behandelt werden, auf breites Interesse in der Branche stoßen, wie beispielsweise das Thema „Gesetze und Verordnungen in der Kälte-, Klima- und Wärmepumpentechnik“.
Mit der Vortragsreihe Cool&Right wurden spezialisierende und vertiefende Bildungsangebote zu aktuellen Themen geschaffen, die ständig weiterentwickelt und auf die Bedürfnisse der Branche angepasst werden.
Speziell im Bereich Kälte-, Klima- und Wärmepumpentechnik hat das Kälte Kompetenz Zentrum Graz in den vergangenen Jahren umfangreiche Bildungsangebote geschaffen. Neben Grundlagenkursen und der Meisterausbildung gibt es vertiefende und spezialisierende Bildungsangebote zu unterschiedlichen Themen.
Wovon hängen diese Entwicklungen ab?
In erster Linie davon, dass Menschen Bereitschaft zeigen, Zeit und Energie aufzuwenden, um sich weiterzubilden. Bildungsinstitutionen können aktuelle und hochqualitative Bildungsangebote nur dann entwickeln, wenn es Personen gibt, die diese auch nützen. In weiterer Folge spielt der technologische Fortschritt eine wesentliche Rolle, denn in vielen Fällen reicht das Gelernte einfach nicht mehr aus, um Aufgaben im Berufsleben zu meistern. Da ist Weiterbildung unerlässlich.
Wer sollte sich weiterbilden und welchen Nutzen hat man dadurch?
Menschen, die in Bereichen arbeiten, in denen sich Technologien weiterentwickeln, sich Kundenanforderungen und Rahmenbedingungen verändern, sollten sich weiterbilden. Die Technologie schreitet immer voran. Das erfordert ständige Weiterbildung. Lebenslanges Lernen galt noch nie so sehr wie heute.
Der Nutzen liegt klar auf der Hand. Gut ausgebildete Fachkräfte, die aktuelle Technologien verstehen und anwenden können, sind heute gefragter als je zuvor und haben einen entscheidenden Vorteil am Arbeitsmarkt, wodurch sich neue Perspektiven ergeben können.
Was sind die großen Herausforderungen bei der Ausbildung?
Es zeigt sich, dass der technologische Fortschritt auch vor der Kältetechnik keinen Halt gemacht hat und die Aufgabenstellungen an Kältetechniker immer komplexer und umfangreicher werden. Wird der Fokus auf berufsbegleitende Aus- und Weiterbildungen gelegt, dann müssen diese rasch erfolgen, denn nur wenige Unternehmen können es sich leisten, über einen längeren Zeitraum auf ihre Mitarbeiter zu verzichten oder lange zu warten, bis die Ausbildung abgeschlossen ist.
Wie sieht die Zukunft der Ausbildung aus?
Wie die Zukunft aussehen wird, kann niemand genau sagen. Es kann aus der bisherigen Entwicklung und aktuellen Daten der Schluss gezogen werden, dass sich die Aufgaben von Kältetechniker verändern werden und die Anforderung an die Qualifikation steigen wird.
Die Energie- und Umweltpolitik der EU zeigt klar, dass zukünftig Treibhausgasemissionen reduziert und die Energieeffizienz erhöht werden muss. Aus aktueller Sicht wird sich das nicht ändern. Noch nicht allen Unternehmen ist klar, welche technologischen Veränderungen diese Entwicklung nach sich ziehen werden.
Wie können Unternehmen gut ausgebildete Kältetechniker finden und halten?
Die Kälte- und Klimatechnik ist ein Wachstumsmarkt, in dem gut ausgebildete Fachkräfte schwer zu finden sind. Eine mögliche Lösung dafür kann die Weiterbildung von bestehenden Fachkräften sein. Um Mitarbeiter im Unternehmen zu halten, bedarf es Identifikation und Motivation. Hier braucht man Zeit und Fingerspitzengefühl, um den Motivationsfaktor zu finden und die Mitarbeiter langfristig zu halten. Andreas Klaudus wird auch am 28. September 2017 beim Klimakältetag von HLK über die Trends in der Ausbildung sprechen. Für den Klimakältetag können Sie sich online jederzeit anmelden.