Abbau statt Ausbau : Deutsche Windenergiebranche sieht tausende Jobs in Gefahr

Windrad Windkraft
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Bei einem anhaltend schleppenden Ausbau von Windkraft an Land sieht die deutsche Branche tausende Jobs in Gefahr. Gebe es weiter Genehmigungsprobleme und einen schwachen Zubau neuer Anlagen, würden 27 Prozent der Arbeitsplätze in der Windenergiebranche bis 2030 verloren gehen. Das geht aus einer Analyse der Beratungsfirma Prognos im Auftrag des Fachverbands VDMA Power Systems hervor.

In den Kernbereichen der Onshore-Windenergiebranche seien derzeit rund 64.000 Menschen beschäftigt. Eine anhaltende Ausbaukrise auf dem deutschen Markt würde auch zu einem drastischen Verlust von Exportgeschäft führen.

Ganz anders dagegen sieht es laut Analyse aus, wenn Ziele der deutschen Regierung erreicht werden - nämlich ein Ökostrom-Anteil am Stromverbrauch von 65 Prozent bis 2030 sowie ein schrittweiser Kohleausstieg bis 2038. In diesem Fall könnte die Zahl der Beschäftigten in der Windbranche bis 2030 um zehn Prozent steigen. Derzeit haben erneuerbare Energien einen Anteil von 43 Prozent.

Der Ausbau von Windkraftanlagen an Land aber ist ins Stocken geraten. Hauptgründe sind lange Genehmigungsverfahren, zu wenig ausgewiesene Flächen und viele Klagen. Der Geschäftsführer von VDMA Power Systems, Matthias Zelinger, sagte, die Politik müsse nun endlich handeln. Es gehe vor allem darum, Genehmigungsverfahren zu straffen: "Wir haben nicht mehr viel Zeit."

Markt muss ausgebaut werden

Wolfgang Dierker, Deutschland-Chef des Herstellers GE, sagte, Unternehmen bräuchten ein zuverlässiges Marktvolumen, damit Deutschland für Produktion und Innovationen weiter der richtige Standort sei. Um die Akzeptanz zu steigern, sollten Kommunen finanziell beteiligt werden. Denkbar wäre ein fester Betrag pro installierte Windanlage.

Nach einer Analyse der Fachagentur Windenergie an Land gingen von Januar bis Ende September 2019 nur 148 Windenergieanlagen mit einer Gesamtleistung von 507 Megawatt ans Netz. Dieser Wert sei in den vergangenen fünf Jahren jeweils schon im ersten Quartal erreicht worden. Aufgrund der Entwicklung sei davon auszugehen, dass der Gesamtzubau bis Jahresende die Schwelle von 1.000 Megawatt nicht erreichen werde, so die Fachagentur. In den Jahren 2014 bis 2017 lag der jährliche Zubau laut Branchenangaben noch bei durchschnittlich 4.600 Megawatt.

Zelinger sagte, bis Jahresende müsse ein Paket mit Maßnahmen auf den Weg gebracht werden. Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) hatte nach einem "Windkraftgipfel" Anfang September angekündigt, zusammen mit den Ländern in den kommenden Monaten ein Maßnahmenprogramm zu erarbeiten, um den schleppenden Ausbau der Windkraft an Land zu beschleunigen. Dabei soll es etwa darum gehen, mehr Flächen für Windparks verfügbar zu machen und Genehmigungsverfahren zu beschleunigen. Vor Ort gibt es viele Bürgerinitiativen gegen neue Windräder. (APA/Red)