Erfolgreiche Premiere : Das war der Fachkongress „Energie im Krankenhaus“

Ing. Günther Ferenczy
© Weka/cp

Krankenhäuser benötigen enorme Mengen an Energie, gleichzeitig unterliegen sie extrem hohen Anforderungen hinsichtlich der Ausfallsicherheit und der Hygiene. Ist es unter diesen Voraussetzungen überhaupt möglich in einem Krankenhaus Energieeinsparungen zu erzielen? Welche Technologien stehen zur Verfügung?

Diesen Fragen widmete sich der Fachkongress „Energie im Krankenhaus", der am 5. Juni 2014 im Wiener Sozialmedizinischen Zentrum Ost/ Donauspital stattfand.

Die hohen medizinisch-hygienischen Anforderungen scheinen nur im ersten Moment im Widerspruch mit der Forderung nach Ressourcenschonung und Kosteneinsparung. Die hochkarätigen Fachvorträge zeigten eindrucksvoll, in welchen Bereichen die Potenziale zur Effizienzsteigerung und Energieeinsparung liegen.

Dr. Stefan Gara widmete sich im seinem Vortrag dem Thema „Energiesysteme der Zukunft im Kontext mit Klimaschutz“. Gara dazu: „Mit 0,7 % verbrauchter Energie bezogen auf den Gesamtenergieverbrauch ist das Krankenhaus ein aktives Element im Energiesystem. Es ist damit im Kontext zum Klimaschutz in die Städte zu integrieren.“

Ing. Günther Ferenczy zeigte danach den „Weg zum Niedrigstenergie-Krankenhaus“. „270 Krankenhäuser in Österreich verbrauchen 200 Mio. Euro an Energie pro Jahr. Davon 2/3 für die Haustechnik und 1/3 für die Medizintechnik. Den größten Anteil hat mit 42 % die Brauchwasserbereitung, es folgt die Lüftung mit 34 % und die Heizung mit 24 %. Hier besteht für effizienzsteigernde Maßnahmen ein immens großer Nachholbedarf“, so Ferenczy. Rechtsthemen und Erfolgsprojekte Österreichische Unternehmen ab 250 Beschäftigten und mehr als 50 Mio. Euro Umsatz müssen ab 1. Jänner 2015 ein Umwelt- bzw. Energiemanagement-System einführen oder ein Energieaudit durchführen – das ist nur eine der Vorgaben des Energieeffizienz-Gesetzes (EEG), über dessen Entwurf DI Willibald Kaltenbrunner, MBA (von der denkstatt GmbH) berichtete. „Die Frage, ob das EEG nun für alle Krankenhäuser gelten wird, oder nicht, könne noch nicht genau beantwortet werden“, so Kaltenbrunner. Von offiziellen Stellen wurden ihm unterschiedliche Antworten gegeben (obwohl am 5. Juni Stichtag für die Meldung der Bundesregierung nach Brüssel war): Krankenanstalten öffentlichen Rechts könnten vom EEG ausgenommen sein; solche mit privatem Charakter nicht. Außerdem dürfe der Bund nicht Gesetze für die Länder beschließen, wie ein Teilnehmer bei der anschließenden Publikumsdiskussion anmerkte. Die Frage, ob KH nun dem EEG unterliegen, oder nicht, wird also erst demnächst beantwortet werden können. Bei Krankenhäusern könnte ein „Zweiklassen-System“ drohen.

Spannend auch die Ergebnisse, die Dr. Georg Benke (e7 Energie Markt Analyse) in seinem Referat präsentierte: 10 % der Energiekosten im Krankenhaus können eingespart werden, und zwar ohne (!) Investmentkosten. Dieses Praxis-Ergebnis erzielte man in Zusammenarbeit mit der Haustechnik-Mannschaft im Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern in Linz, und zwar nur durch die „Wieder-Inbetriebnahme“ (Re-Commissioning) der Heizungs- und Lüftungsanlagen.

DI (FH) Reinhard Ungerböck (Grazer Energieagentur) erklärte am Beispiel des KH Güssing was es mit „Re-Commissioning“ auf sich hat: Durch die erneute „Wieder-Inbetriebnahme“ der im Gebäude befindlichen Anlagen und die Sensibilisierung bzw. Integration der Mitarbeiter (m/w) kann der Energiebedarf ohne einen Cent Investitionskosten rasch gesenkt werden. Das zeigten alle 10 Beispiele, die im Zuge des EU-Projektes „Re-Co“ auf diese Weise verbessert wurden – bei einem Spital in Kroatien betrug die Einsparung sogar 23 %!

„Das Energie-Monitoring stellt das Um und Auf dar, wenn man energie- und kosteneffizient arbeiten und die Umwelt entlasten will“, erklärte

Wolfgang Monschein (LKH-Univ.Klinikum Graz). Bereits seit 1992 werden die Anlagen in den 47 Gebäuden des LKH-Universitätsklinikums Graz permanent messtechnisch erfasst. Öffentliche Einrichtungen haben eine Vorbildwirkung, Gesundheitseinrichtungen noch dazu eine ganz besondere – dank des Energie-Monitoring und gesetzter Maßnahmen wurde das Budget des LKH-Univ.Klinikum Graz in 21 Jahren um 15 Mio. Euro entlastet! Energie versus Sicherheit Ing. Markus Müller skizzierte in seinem Vortrag „Der Weg zur Energieautarkie im AUVA Unfallkrankenhaus Kalwang" wie sich der Energieverbrauch von Krankenhäusern nachhaltig reduzieren lässt. Allem voran steht dabei die Frage: Ist es überhaupt möglich ein Krankenhaus energieautark zu betreiben - und wie ist dabei vorzugehen? Soll die komplette Technik ausgetauscht werden, oder sollen einzelne Komponenten sukzessive ausgetauscht werden („Replacement").

In Kalwang wurde eine Vielzahl von Maßnahmen realisiert - von einer Photovoltaikanlage über eine LED-Außenbeleuchtung bis hin zur dezentralen Dampfbefeuchtung mit bedarfsgerechter Steuerung. Die erreichten Einsparungen sind dabei beeindruckend, wie Ing. Müller in seinem Vortrag aufzeigte.

Die Zukunft liegt für Müller in der Energieeffizienz von Krankenhäusern, Energieautarkie sieht er als „vernetzte Energieautarkie". Vernetzte Energieautarkie beinhaltet einen hohen Selbstversorgungsgrad in den Bereichen von Wärme, Kälte, Strom, Dampf und Elektromobilität, ständige Verbesserung der Energieeffizienz und Netzkopplung um eventuelle Defizite und Überschüsse über das Netz auszugleichen. Das intelligente Last- und Energiemanagement spielt dabei eine wesentliche Rolle. Die Überschussproduktion von Energien wird über Kurz-, Mittel- und Langzeitspeicher gespeichert, an das öffentliche Netz oder als Gegenleistung in Form von Energie-Kontingenten oder Partizipationsscheine für Mitarbeiter (z.B. Elektromobilität) zur Verfügung gestellt. Die Menge der Kontingente richtet sich je nach Einsparungshöhe durch das tägliche Nutzerverhalten im Umgang mit der Ressource Energie. Energieeffizienz und Autarkie beginnen deshalb immer im Kopf, bei den einzelnen Menschen selbst.

Ing. Armin Zingerle gab in seinem Vortrag einen detaillierten Einblick in das Energie-Monitoring im UKH Kalwang. Energie Monitoring dient laut Zingerle in erster Linie zur Sichtbarmachung von Energieflüssen.

Messungen sind notwendig, um Energieeinsparpotenziale zu identifizieren und zu quantifizieren. Er sieht das Monitoring zudem als EDV-Projekt und weniger als Haustechnikprojekt. Entscheidend für den Erfolg eines Energie-Monitoring-Projekts sind dabei die Zusammenarbeit im Team und das Engagement eines „Kümmerers". Wie aufwendig eine solche Mess-Installation sein kann, zeigte Ing. Zingerle dann am Beispiel des im UKH Kalwang verwendeten Mess- und Softwareequipments.

Ing. Ludwig Rüdisser ging in seinem Vortrag der Frage nach, ob Energieeffizienz und Hygiene im Krankenhaus einen Widerspruch darstellen. Krankenhäuser bewegen sich permanent im Spannungsfeld zwischen Sicherheitsanforderungen, Wirtschaftlichkeit und dem Streben nach Energieeffizienz. Wie schwierig es oft ist, diese Sicherheitsanforderungen zu erfüllen, zeigten die vielen drastischen Praxisbeispiele die Ing. Rüdisser mitgebracht hatte. Sehr anschaulich wurde auf diese Weise vermittelt, wie bereits kleine (Planungs-)Fehler zu katastrophalen hygienischen Zuständen führen können.

Dipl. Ing. Schodorf, widmete sich dem Thema „Wasserhygiene". Wasser ist zwar lebensnotwenig und auch ein Behaglichkeitsfaktor, es ist aber auch Lebensgrundlage aller Mikroorganismen. Im Krankenhaus ist Wasser daher immer auch eine Gefahrenquelle. Auch Dipl. Ing. Schodorf hatte anschauliche Praxisbeispiele im Gepäck und verdeutlichte damit, wie schnell durch mangelhafte Wartung sowie durch Unkenntnis gefährliche Kontaminationen entstehen können.

Auch Martin Taschl widmete sich dem Thema Trinkwasserhygiene: „Die gefürchteten Legionellen vermehren sich in einem entsprechenden Umfeld außerordentlich schnell und können zu schweren Erkrankungen führen. Intelligente Armaturen bewerten ständig das Risiko und spülen bedarfsabhängig direkt an der Entnahmestelle. Damit sind lange Ruhezonen des Wassers ausgeschlossen.“

Ing. Andreas Zottler referierte über Innovative Wärmeabgabesysteme in öffentlichen Bereichen: “Vogel und Noot ist der innovativste Wärmeabgabesystemhersteller, der in der Lage ist, eine Kombination von Tief- und Hochtemperatursystemen auch in Bezug auf die Hygiene im öffentlichen Bereich anzubieten.“

DI (FH) Christian Buchbauer brachte ein Beispeil aus der Praxis. Sein Vortrag behandelte das Thema Versorgungstechnik im Krankenhaus. „Mit dem Einsatz von Herz Zirkulationstemperaturbegrenzern konnten die Aufheizzyklen der Warmwasserbereitung in der Sonderkrankenanstalt der PVA in Gröbming um 50% reduziert werden, was erheblich zur Energieeinsparung beitrug“, sagte Buchbauer.

Richard Spilka berichtete über Normgerechte Klimamessung im Krankenhaus: „ÖNORM H 6020 mit der richtigen Messtechnik die medizinisch-hygienischen Anforderungen einfach handhaben und normgerecht erfüllen. Testo-wir messen es.“

In seinem Vortrag zum Thema Dampferzeugung strich DI Dr. Christoph Stangl die Vorteile des Einsatzes von Dampf, wie hohe Temperatur für technische Prozesse und den Durchfluss zum Verbraucher ohne externe Energie, hervor. Energieeffizienz ist hier durch optimale Planung erreichbar: mit der Verwendung des Economizer, der den Kesselwirkungsgrad erhöht, sowie durch die Nutzung von Nachdampf.

Dem optimierten Inbetriebnahmeprozess von Haustechnikgewerken widmete sich DI Martin Steinbichl und sprach die gestiegenen Anforderungen u.a. hinsichtlich gesetzlicher und normativer Vorgaben sowie der Redundanz und Ausfallsicherheit an. Er erläuterte die erforderliche Einbindung des Betriebspersonals vor und während der Inbetriebnahme sowie in den ersten Monaten des Betriebs.

Mit Trends im Bereich Kälteerzeugung beschäftigte sich DI Dr. Thomas Ebner und ortete einen weiterhin steigenden Kältebedarf, die Rückbesinnung auf natürliche und Beschränkungen für synthetische Kältemittel. Auch die Kühlung ohne Kältemaschinen (Freecooling im Winter, Kühlen mit Kühltürmen) wird an Bedeutung gewinnen ebenso wie der kombinierte Kältemaschinen-/Wärmepumpenbetrieb.

Den Reigen der Fachvorträge beschloss Juliane Lokat, die aufzeigte, dass Licht durch seine biologische Wirksamkeit Einfluss auf unsere Lebensweise hat. Durch eine den Tagesablauf simulierende künstliche Beleuchtung können Wohlbefinden und Genesung von Patienten befördert werden. Mit der Kombination von hochwertiger LED-Beleuchtung und Lichtsteuerung können zudem bis zu 75 % Energie eingespart werden.

Der nächste Fachkongress „Energie im Krankenhaus" findet im Mai 2015 statt.

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