Heiztechnik-Riesen : Das sind die fünf größten Heiztechnik-Hersteller Deutschlands

Alleine mit der Herstellung von Heizungen wurden im Jahr 2019 2,2 Milliarden Euro erwirtschaftet, wie eine Statista-Analyse zeigt. Insgesamt setzt die deutsche Heizungswirtschaft jährlich etwa 31,66 Milliarden Euro um. Wer sind nun aber die größten Heizungshersteller, wie sind sie zu den umsatzstärksten Unternehmen geworden und auf welche Zukunftstechnologien stellen sie sich ein?

Heiztechnik-Riese 1: Wolf

Der Kima- und Heiztechnik-Anbieter Wolf ist seit Anfang der 70er in der HLK-Branche tätig – gegründet wurde das Unternehmen aber bereits 1963. Gründer Anton Wolf produzierte in Mainburg, dem weltweit größten Hopfenanbaugebiet, ursprünglich Teile für Hopfenverarbeitungsmaschinen und Wärmeerzeuger. Erst sieben Jahre später begann er mit der Entwicklung von Lüftungs- und Klimageräten und meldete weitere zehn Jahre später, 1980, zusätzlich sein erstes Heizkessel-Patent an.

Heute hat Wolf zehn Tochterfirmen und 60 Vertriebspartner weltweit. 2015 übernahm das Unternehmen die kroatische Firma ProKlima und gewann damit eine weitere Tochter dazu. In Deutschland beschäftigt der Heiztechnik-Anbieter rund 1.400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, weltweit kommen weitere 450 Angestellte dazu. 2019 erwirtschaftete Wolf einen Umsatz von 404 Millionen Euro.

Heiztechnik-Riese 2: Stiebel Eltron

Zu den umsatzstärksten Heiztechnik-Anbietern zählt auch die Unternehmensgruppe Stiebel Eltron. Seit das Unternehmen 1924 von Theodor Stiebel in Berlin gegründet wurde, ist es in den Bereichen Haustechnik und erneuerbare Energie tätig. Die Vision des Gründers: den Kunden Produkte mit geringem Energieverbrauch, mehr Sicherheit und Komfort bieten. Heute hat die Gruppe drei nationale und vier internationale Produktionsstätten, weltweit 26 Vertriebsgesellschaften sowie Vertriebsorganisationen und Vertretungen in über 120 Ländern. 2019 konnte Stiebel Eltron einen Umsatz von 593 Millionen Euro netto erwirtschaften, davon entfällt etwa die Hälfte auf den Vertrieb im Ausland.

Seit 1976 konzentriert sich Stiebel Eltron auf die Entwicklung und Produktion von Wärmepumpen, 2005 wurde am deutschen Unternehmenssitz in Holzminden im südlichen Niedersachsen eine Fabrikationshalle, in der jährlich mehr als 30.000 Wärmepumpen produziert werden, errichtet. Auf den Wärmepumpen-Trend springt Stiebel-Eltron vollends auf – aus gutem Grund, wie Österreich-Geschäftsführer Thomas Mader weiß: „Im Neubau sind drei von vier Ein- und Zweifamilienhäusern mit einer Wärmepumpe ausgestattet“, sagt er gegenüber HLK. Für Mader gilt die Wärmepumpe nicht länger als System der Zukunft, sondern als voll ausgereifte Heiztechnik: „Die Wärmepumpentechnologie wird nur noch in kleinen Nuancen verändert werden. Zukünftig können wir hier vor allem mit neuen Einsatzbereichen rechnen.“ In Mehrparteienhäusern und bei Sanierungen soll der Wärmepumpen-Anteil deutlich zunehmen. Für die Kunden ist vor allem ein Kriterium wichtig für die Kaufentscheidung: die Lautstärke. „Leise Geräte sind gefragt – sowohl im Neubau, als auch bei Sanierungen“, weiß der Österreich-Geschäftsführer. Im Neubau achten Kunden außerdem auf die mögliche Temperierung im Sommer und eine Innenaufstellung.

Heiztechnik-Riese 3: Viessmann

Seit 1917 mischt auch das Familienunternehmen Viessmann am Heiztechnik-Markt mit. Mittlerweile beschäftigt Viessmann 12.300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und erwirtschaftet einen jährlichen Gruppenumsatz von 2,65 Milliarden Euro. Dabei entfallen 56 Prozent des Umsatzes auf das Ausland. Zu Viessmann zählen 22 Produktionsgesellschaften in zwölf Ländern, 68 Vertriebsgesellschaften in 31 Ländern sowie weltweit 120 Verkaufsniederlassungen.

Auch für Viessmann ist die Wärmepumpe eine wichtige Technologie, an deren Weiterentwicklung das Unternehmen stets arbeitet. „Bei der Wärmepumpe wird sich noch einiges tun, die Technik wird noch stark vorangetrieben werden“, erklärt Wolfgang Rogatty, Head of Trade Media bei Viessmann. Auch Rogatty sieht vor allem eine Erweiterung in den Einsatzbereichen der Wärmepumpe, aber auch die Technologie selbst wird sich noch verändern:

Gleichzeitiges Heizen und Kühlen wird in Zukunft ein Thema sein. Wir arbeiten gerade an einer Großwärmepumpe, die das kann. Vor allem für Gewerbebetriebe, die zum Beispiel gleichzeitig die Werkhalle heizen und Lagerräume kühlen wollen, wird das eine wichtige Entwicklung sein
Wolfgang Rogatty, Head of Trade Media bei Viessmann

2014 hat Viessmann Mut bewiesen und die erste Brennstoffzellenheizung, die Vitovalor PT2, auf den deutschen Markt gebracht. Nach der Einführung der Viessmann Brennstoffzelle ging der Verkauf schleppend voran, mittlerweile verzeichnet das Unternehmen aber ein hohes Kundeninteresse an der Technologie. „Von Anfang 2014 bis Ende Juli diesen Jahres haben wir etwa 7.500 Geräte in den Markt gebracht, davon entfallen alleine 3.500 Brennstoffzellenheizungen auf das vergangene Jahr“, so Rogatty. Zu Beginn hinderten die Kundinnen und Kunden vor allem die hohen Anfangsinvestitionen. Nun wird die Viessmann-Brennstoffzellenheizung in Deutschland mit 9.300 Euro gefördert, was die Kosten deutlich reduziert und die Investitionen mit jenen einer Wärmepumpe mit Erdbohrung vergleichbar macht. „Damals war das ein Riesenschritt in die Zukunft und auch heute ist die Brennstoffzellenheizung eine Zukunftstechnologie. Nicht, weil sie erst in Zukunft verfügbar sein wird, sondern weil sie zukunftssicher ist“, so Wolfgang Rogatty und weiter: „Die Vitovalor PT2 wird mit Erdgas betrieben, welches noch lange verfügbar sein wird. Das Erdgas kann dabei aber auch mit Bio-Gasen oder Wasserstoff gemischt werden. Auch bei einem 100-prozentigen Umstieg auf Wasserstoff, ist man mit der Brennstoffzellenheizung gut vorbereitet.“

2017 feierte Viessmann sein 100. Jubiläum

Heiztechnik-Riese 4: Vaillant

Zu den ältesten Heiztechnik-Anbietern zählt zweifellos das Unternehmen Vaillant, das 1874 in Nordrhein-Westfalen von Johann Vaillant gegründet wurde. Exakt 20 Jahr später meldete Vaillant das Patent für seinen Gas-Badeofen als geschlossenes System an und sorgte damit für mehr Komfort im Badezimmer. Seither hat die Vaillant-Gruppe mehr als 2.000 Patente angemeldet, jährlich kommen rund 50 neue hinzu. Für die Umsetzung sorgen unter anderem 800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in 150 laufenden Forschungs- und Entwicklungsprojekten. Weltweit arbeiten rund 14.000 Personen für den Heiztechnik-Anbieter.

Im Geschäftsjahr 2019 erwirtschaftete die Unternehmensgruppe einen Umsatz von 2,6 Milliarden Euro – ein neuer Rekord für Vaillant. „Die Umsetzung unserer Wachstumsstrategie, insbesondere das Geschäft mit elektrischen Wärmepumpen und hocheffizienter Gas-Brennwerttechnik, hat wesentlich zu einer deutlichen Umsatzsteigerung und einer weiteren Verbesserung unserer internationalen Wettbewerbsposition beigetragen“, so Norbert Schiedeck, Vorsitzender der Vaillant Gruppe Geschäftsführung. Das Wachstum bei elektrischen Wärmepumpen lag bei Vaillant 2019 rund 37 Prozent über dem Vorjahreswert und damit deutlich über dem europäischen Marktwachstum.

„Die Herausforderung des Geschäftsjahres 2020 wird darin liegen, die Kosten an die Nachfrage anzupassen und gleichzeitig weiter in den Ausbau unseres Kerngeschäfts mit Wärmepumpen, effizienten Gastechnologien und digitalen Lösungen zu investieren“, so Schiedeck.

Ein Detail am Rande: Das Vaillant-Logo schmückt erst seit 1899 die Produkte. Auf die Frage, warum ausgerechnet ein Hase in einem Ei die Heizkessel schmückt, gibt das Unternehmen eine einfache Antwort: Dem Gründer gefiel das Motiv. Johann Vaillant stieß am Ostersonntag in einer Zeitung auf ein Bild, auf dem ein Hase aus einem Ei schlüpfte. Fasziniert von der Illustration erwarb er kurzerhand die Bildrechte und machte den Hasen und das Ei zum Firmenlogo.

Heiztechnik-Riese 5: Bosch Thermotechnik

Zwölf Jahre nach der Vaillant-Gründung, 1886, gründete Robert Bosch die „Werkstätte für Feinmechanik und Elektrotechnik“ in Stuttgart. Damals nahm sich der Gründer allen Aufträgen rund um feinmechanische und elektrotechnische Anlagen an, von der Installation einer Telefonanlage bis hin zu elektrischen Klingeln. Später spezialisierte sich das Unternehmen vor allem auf die Automobilindustrie, wo Bosch bis heute erfolgreicher Zulieferer ist.

2003 übernahm Bosch die Heiztechnik-Hersteller Buderus und Junkers und gründete die Bosch Thermotechnik GmbH, die heute einen jährlichen Umsatz von 3,6 Milliarden Euro erwirtschaftet und damit der größte Heiztechnik-Hersteller Deutschlands ist. Grund für den Erfolg: „Bosch Thermotechnik bietet seinen Kunden weltweit Lösungen für Raumklima, Warmwasser und dezentrales Energiemanagement“, meint Patricia Rieth, Sprecherin für die Heizungsmarke Bosch, und erklärt weiter: „Hocheffiziente Technologien, die vielfach regenerative Energien nutzen und einen wesentlichen Beitrag zur Erreichung der Klimaziele leisten. Ob Brennwerttechnik, Solarthermie, Wärmepumpen oder Kraft-Wärme-Kopplung – mit umfassendem Know-how ermöglicht Bosch Thermotechnik die Reduzierung von CO2-Emissionen.“

Gemeinsam mit dem Geschäftsbereich Sicherheitstechnik trägt die Heiztechnik mit sieben Prozent zum Gesamtumsatz der Bosch-Gruppe bei. Die Heiztechnik von Buderus und Junkers werden weiterhin als Marke weitergeführt. In weltweit 19 Werken beschäftigt Bosch Thermotechnik rund 14.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Zukünftig will sich der Heiztechnik-Riese auf das Thema erneuerbare Energie konzentrieren – auch der Kunden wegen. „Wir stellen in der Tat fest, dass klimafreundliche Heizungslösungen bei den Überlegungen zur Modernisierung oder zum Neubau immer wichtiger werden“, so Rieth. Dieses neue Interesse nutzt man bei Bosch gerne: „Der Wille, durch den Erwerb einer CO2-sparenden Lösung selber einen Beitrag zum Klimaschutz leisten zu können, ist sehr groß und wir bieten bei Bosch interessante Lösungen im Bereich der Wärmepumpen und bei Hybrid-Lösungen für eine klimafreundliche und nachhaltige Realisation der Heizungs-Modernisierung oder des Heizungs-Neubaus.“ Für die Energiewende im Heizungskeller braucht es laut Rieth eine Kombination aus regenerativer Energie, Energieeffizienz sowie dem richtigen Energiemanagementsystem, das die Unabhängigkeit von steigenden Energiepreisen erhöht.

Aber nicht nur bei den Produkten, auch im eigenen Unternehmen legt Bosch Wert auf Nachhaltigkeit: 2019 installierte Bosch 18 neue Photovoltaikanlagen mit einer jährlichen Erzeugungskapazität von 22.000 Megawattstunden. Insgesamt gewinnt Bosch aus knapp 50 PV-Anlagen 60.000 Megawattstunden erneuerbare Energie pro Jahr. Noch dieses Jahr will das Unternehmen CO2-neutral werden: Alle 400 Bosch-Standorte – von der Entwicklung bis zu Verwaltung – sollen keinen CO2-Fußabdruck mehr hinterlassen. „Der Klimawandel macht keine Pause – und wir auch nicht“, so Volkmar Denner, CEO der Bosch-Gruppe.