Kongress Energie im Krankenhaus : Blackout ist ein infrastrukturelles Multiorganversagen

Herbert Saurugg MSc wird beim Fachkongress „Energie im Krankenhaus“ die Keynote halten Bild: Zur Verfügung gestellt Am 20. Mai 2015 veranstalten die Fachmagazine TGA, HLK und PUNKTUM im Donauspital in Wien den zweiten Fachkongress „Energie im Krankenhaus“ mit begleitender Ausstellung. Kooperationspartner ist der ÖVKT - Österreichischer Verband der KrankenhaustechnikerInnen.

Einer der Vortragenden ist Herbert Saurugg MSc – er wird die Keynote halten und ein wichtiges Thema in den Fokus rücken: Ein Blackout, also einen weitreichenden Stromausfall. Denn nach fiktiven Szenarien und Prognosen von Experten liegt die Möglichkeit eines längeren Stromausfalls in den nächsten Jahren in Europa bei mehr als 50 %.

Keynote: Blackout – ein infrastrukturelles Multiorganversagen mit weitreichenden gesellschaftlichen Konsequenzen

Viele Menschen nehmen an, dass ein Blackout einfach nur ein Stromausfall ist, der etwas größer ausfällt und so zu behandeln ist, wie ein gewöhnlicher lokaler Stromausfall, für den es natürlich Notfallpläne gibt. „Das ist aber ein großer Irrtum“, meint Herbert Saurugg MSc, Initiator der zivilgesellschaftlichen Initiative "Plötzlich Blackout!" - Vorbereitung auf einen europaweiten Stromausfall“. Saurugg weiter: „Ein "Blackout", eine europäische Großstörung, ist nicht nur ein Stromausfall, sondern dieser führt zeitnah zu einem weitgehenden infrastrukturellen Kollaps ("Multiorganversagen"). Je nach Einschätzung geht man von zumindest einem halben Tag bis zu mehreren Tagen aus, bis die Stromversorgung in Europa wieder weitgehend hergestellt werden kann. Voraussetzung ist dabei, dass es zu keinen wesentlichen Infrastrukturschäden gekommen ist. Zeitnah fällt die Telekommunikation aus. Damit stehen die beiden wichtigsten kritischen Infrastrukturen, ohne die so gut wie gar nichts mehr geht, nicht mehr zur Verfügung. Und ohne technische Kommunikation zerfällt die Gesellschaft in Kleinststrukturen. Ein Krisenmanagement, wie wir das sonst gewohnt sind und erfolgreich einsetzen, ist kaum bzw. nur mehr punktuell möglich. Zeitverzögert wird in vielen Regionen etwa auch die Wasserversorgung ausfallen, da auch hier häufig Pumpen zum Einsatz kommen. Weit früher sind aber bereits Probleme bei der Abwasserentsorgung zu erwarten. Natürlich gibt es in einzelnen Bereichen auch notstromversorgte Pumpen. Doch eine Kette ist bekanntlich nur so stark, wie das schwächste Glied. Zum anderen kommt eine aktuelle deutsche Studie zur Treibstoffqualität von Notstromeinrichtungen zur Erkenntnis, dass bei 60 % der Netzersatzanlagen der Brennstoff (Diesel) zum Zeitpunkt der Probennahme oder in naher Zukunft nicht mehr verwendbar war, bzw. dass nur bei 8 % der Netzersatzanlagen der Treibstoff uneingeschränkt verwendbar ist. Man stelle sich einmal vor, was das bedeutet, wenn nicht einmal die, die vorgesorgt haben, sicher einen Notbetrieb aufrecht erhalten können! Ganz zu schweigen davon, dass es keinen Treibstoffnachschub geben wird. Hier geht es aber nicht nur um Technik, sondern um Menschenleben!

Und genau diese Zusammenhänge und Verwundbarkeiten möchte ich in meinem Vortrag adressieren, bzw. die Zuhörer dazu sensibilisieren. Nur weil ein solches Ereignis uns bisher erspart geblieben ist, bedeutet das nicht, dass das morgen auch noch so ist. Von der Öffentlichkeit weitgehend unbeachtet, steigen seit Jahren die Instabilitäten im europäischen Stromversorgungssystem. Die Gründe sind vielfältig. Insider sind sich aber einig, dass es nicht mehr eine Frage des ob, sondern nur mehr eine des wann ist, bis es zu einem Blackout kommen wird. Eigentlich ist es immer wieder überraschend, dass es nicht schon passiert ist. Die Netzbetriebsmannschaften machen sicher eine hervorragende Arbeit, damit das so ist. Aber jedes System hat seine Belastungsgrenzen“.

Beispiele aus der Krankenhauspraxis

Zum Thema „Blackout“ wird Herberg Saurugg auch ihm bekannte Krankenhaus-Beispiele ansprechen. „Krankenhäuser verfügen zwar über eine gute Notstromversorgung, jedoch reicht das bei Weitem nicht aus, um einen normalen Betrieb für längere Zeit aufrecht erhalten zu können. Man denke nur an die diversen ausgelagerten Dienstleistungen, wie Sterilisation, Verpflegung, Reinigung, Medikamentenvorräte, etc. Ganz zu schweigen von der Notwendigkeit einer Personalablöse. Ich denke, auch Krankenhäuser sollten frühzeitig in einen Notbetrieb übergehen, um möglichst lange eine Notversorgung aufrecht erhalten zu können. Zum anderen müssen auch Überlegungen angestellt werden, wie mit Hilfesuchenden umgegangen werden kann. Denn ein beleuchtetes Krankenhaus mitten in völliger Dunkelheit wird natürlich Menschen anziehen“.

Nutzen für den Kongressbesucher

Jeder Besucher des Fachkongresses „Energie im Krankenhaus“ kann etwas aus seinem Vortrag mitnehmen, meint Saurugg, insbesondere jene Fachkräfte, die täglich im infrastrukturellen Krankenhausbetrieb arbeiten. „Denn damit die medizinische Versorgung möglich ist, muss die dafür erforderliche Infrastruktur reibungslos funktionieren. Aber auch medizinisches Personal kann davon profitieren, denn häufig sind uns die verschiedenen Abhängigkeiten nicht bewusst. Energieeffizienz und Resilienz müssen kein Widerspruch sein, solange die Effizienzsteigerung nicht nur betriebswirtschaftlich getrieben ist. Denn wenn man seinen Energiebedarf senken kann, sinken auch die externen Abhängigkeiten. Resilienz bedeutet jedoch auch, dass Redundanzen und Reserven verfügbar sein müssen, also aus betriebswirtschaftlicher Sicht oft totes aber lebenswichtiges Kapital.“

Die Sichtweisen der Energieversorgungsunternehmen werden die „Blackout“-Thematik ergänzen.

Abgerundet wird der Fachkongress „Energie im Krankenhaus“ durch Lösungsansätze zum Thema Energieeffizienz aus Industrie und Praxis.

Teilnehmen

Als Teilnehmer des Fachkongresses werden Krankenhausbetreiber, Krankenhausmanager, Technische Leiter, Krankenhaustechniker, TGA-Planer, Ingenieurbüros, Technologieanbieter, Anlagenbauer und -betreiber, Energieexperten, Energiebeauftragte sowie IT-Leiter erwartet. Die Teilnehmer-Anmeldung erfolgt über das Internet (wo auch alle weiteren Infos zum Kongress zu finden sind).