Energiemanagement : 1. qualityaustria Forum Energie- und Materialeffizienz

v.l.n.r. Karl Mustafa OMV; Dieter Tuppinger OMV; Simone Keppler illwerke vkw; Anna Maierhofer illwerke vkw; Wolfgang Hackenauer qualityaustria Netzwerkpartner; Martin Nußbaumer qualityaustria Netzwerkpartner; Franz Korbatits Siemens Gebäudemanagement & -Services; Axel Dick Quality Austria; Gerald Bachmann OMV
© Quality Austria/Anna Rauchenberger

Knapp hundert Teilnehmerinnen und Teilnehmer und viele Aspekte rund um das Thema Energieeffizienz – Einigkeit herrschte vor allem darin, dass es keine Ordnungskeule braucht, um ressourceneffizient zu haushalten. Wer unternehmerisch denkt, kommt um das Thema Sparsamkeit nicht herum – auch beim Energieaufwand. Pionier-Unternehmen wie die OMV, illwerke vkw, Salesianer Miettex, Siemens Gebäudemanagement & -Services, Stenum und Cleaner Production Center Austria blicken inzwischen auf mehrere Jahre Energiemanagement zurück. Ihr Resümee: Die Maßnahmen machen sich langfristig bezahlt, die Einsparungen verhelfen zusätzlich zu mehr Wettbewerbsfähigkeit. „Diese Erkenntnis allein sollte ausreichen, um hierzulande in den nächsten Jahren eine Energieeffizienz-Revolution nach deutschem Vorbild auszulösen“, so DI Axel Dick, MSc, Prokurist Marketing der Quality Austria einleitend. In Deutschland wurden schon knapp 3.400 Energiemanagementzertifikate ausgestellt, in Österreich knapp 100 ISO 50001-Zertifikate.

Fortschreitende Ökologisierung

Klimaneutrale Kraftstoffe, Rückgewinnung von Wärme und Strom, erneuerbare Energien, Recycling und Effizienzthemen dominieren den aktuellen Diskurs rund um die Weltklimapolitik. „Unter diesem Aspekt spielt die betriebliche Umwelt- und Energiepolitik eine wesentliche Rolle: Die Organisationen zeigen durch ihren Sparwillen ein deutlicheres Engagement in Richtung Klimaschutz als je zuvor“, erklärt qualityaustria Netzwerkpartner Ing. Wolfgang Hackenauer, MSc nach einem kurzen Überblick über die gesetzlich relevanten Entwicklungen im Bereich Klimapolitik. Energiebilanzen sind transparente Maßnahmen für einen professionellen Energieplanungsprozess und damit die Grundlage für die Berechnung der CO2-Emissionen eines Unternehmens. „Im Verhältnis zum BIP ist die globale Energieintensität heute um 33 % niedriger als im Jahr 1970. Die ‚Green Economy‘ wird die Märkte weiter ökologisieren: Unternehmen, die ihre Energiebilanz kennen und transparent kommunizieren, werden hier in Zukunft die Nase vorn haben“, so Hackenauer. Mit der Energiebilanz die Nase vorn Den Praxisnutzen von Energiesparmaßahmen bestätigt auch die OMV: „Energiemanagement ist für die OMV ebenso wichtig wie Qualitäts-, Umwelt- und Sicherheitsmanagement. Der Standort Raffinerie Schwechat wurde bereits vor mehr als drei Jahren nach ISO 50001 zertifiziert, um gezielt und systematisch alle Unternehmensbereiche und Mitarbeiter hier einzubinden. Der verantwortungsvolle Umgang mit Ressourcen, die Erfüllung rechtlicher Vorgaben und die Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit sind dabei die Motivationsfaktoren. Ein Energieteam arbeitet hier an der ständigen Steigerung der Energieeffizienz. Aktuell werden 25 Projektideen näher analysiert“, erklärt Ing. Karl Mustafa, Global Process Manager Refining & Petrochemicals, OMV Refining & Marketing GmbH.

Auch Dipl.-Ing. Anna Maierhofer, MSc und DI Simone Keppler von illwerke vkw berichteten direkt aus der Praxis und nannten die zentralen Einstiegsfragen für Unternehmen: Wieviel Energie verbraucht die Organisation? Wie teilt sich der Verbrauch nach Gebäuden, Standorten, Einheiten etc. auf? Woraus setzt sich der Verbrauch im Detail zusammen? Wie identifiziert man unnötige Verbräuche? Wo gibt es Einsparungspotenzial? Bei illwerke vkw kommt für das Monitoring eine Software zur Einsatz. „Im ‚VKW Energiecockpit‘ werden mit dem Ziel der kontinuierlichen Verbesserung sämtliche Maßnahmen dokumentiert. Der gesamte organisatorische und technische Ablauf wird inkl. Verantwortlichkeiten elektronisch gelenkt. Alle ökologischen und ökonomischen Auswirkungen bleiben auf diese Weise transparent“, so Maierhofer. Lehrgangsreihe Energiemanagement Einblicke in die Lehrgangsreihe zum zertifizierten Energiebeauftragten gab qualityaustria Netzwerkpartner Martin Nußbaumer. Ein Blick auf die im Rahmen der Ausbildung erstellten 23 Projektarbeiten zeigt: Am stärksten sind mit 70 % Produktionsbetriebe vertreten. Aber auch Dienstleister (17 %) und Bürobetriebe (13 %) profitierten in hohem Maße von den Einsparungsmaßnahmen – quer durch alle Branchen. Die zentrale Frage lautet: Wie werden knappe Ressourcen wirkungsvoll eingesetzt? Das Mittel der Wahl für den energetischen Planungsprozess ist die weltweit gültige Energiemanagement-Norm ISO 50001. Die Auswertung aller Projektarbeiten lieferte folgendes Ergebnis: 22,2 Gigawattstunden bzw. insgesamt knapp 2 Mio. Euro werden mit den definierten Maßnahmen pro Jahr eingespart. Das entspricht einer Summe von ca. 58.000 Euro pro Projektarbeit. Gleichzeitig kommt es zu einer CO2-Reduktion von 4.600 Tonnen pro Jahr. Die Amortisationszeiten liegen bei 0,2 bis 8,4 Jahre. „Das sind aussagekräftige Zahlen, die das enorme Sparpotenzial verdeutlichen. Unternehmen können sich im Grunde genommen gar nicht leisten, diese Einsparungsmöglichkeiten zu ignorieren“, fasst Nußbaumer die Erkenntnisse zusammen. Energiefresser ermitteln und ausschalten 350 Tonnen Wäsche pro Tag mit Versorgungsgarantie ist das tägliche Geschäft von Salesianer Miettex. Über 200 Lieferfahrzeuge legen pro Tag dabei 16.000 Kilometer zurück. Salesianer Miettex war 2011 der erste österreichische Textillogistiker, der nach ISO 50001 zertifiziert wurde. Thomas Gittler Prokurist und zuständig für Technik, Qualitäts-und Umweltmanagement bei Salesianer erinnert sich: „Der erste Schritt zur Energieeffizienzsteigerung war die energetische Bewertung der Ausgangssituation. Mittels Paretoanalyse der energetischen Verbraucher konnte die wesentlichen Energiefresser einfach ermittelt und gezielte Maßnahmen abgeleitet werden. In Wien wurde z.B. die Abwasser-Wärmerückgewinnung optimiert, ebenso der Wirkungsgrad der Volltrockner.“ Diese Maßnahme hat sich innerhalb eines Jahres amortisiert. Aktuell läuft das Projekt Ökodriving und Tourenoptimierung. Energie- und Ressourceneffizienz – die Benefits „Wer den Energieverbrauch drosselt, spart nicht nur Kosten und wertvolle Ressourcen“, bestätigt Franz Korbatits, Geschäftszweigleitung, Business Support Siemens Gebäudemanagement & -Services G.m.b.H. „Es geht auch darum, Schwachstellen offenzulegen und das Risiko zu minimieren. Der nächste Nutzen liegt in der verursachergerechten Verbrauchs- und Kostenzuordnung sowie in der Grundlage für produkt- und anlagenorientierte Kalkulationen. Insgesamt verbessert professionelles Energiedatenmanagement die Außendarstellung, es führt zu einer Sensibilisierung der Mitarbeiterschaft und ist die Grundlage für Zertifizierungen“, so Korbatits.

„Mehr Output bei weniger Input“ lautet die einfache Formel von Dr. Johannes Fresner, Geschäftsführer der Stenum GmbH. Das Unternehmen folgt dem Grundprinzip, Abfälle und Emissionen an ihrer Quelle zu vermeiden und damit Rohstoffe, Wasser, Energie und Kosten einzusparen. Die zentralen Fragen in der Optimierung der Ressourceneffizienz: „Wo im Prozess verursachen wir Abfall und warum?“ Der erste Schritt ist die Erstellung einer Stoffstromanalyse. Aus dem Ökoprofit-Erfahrungsschatz berichtet Mag. Christoph Holzner, Geschäftsführer Cleaner Production Center Austria: in den letzten 20 Jahren haben 4.500 Unternehmen 50.000 Maßnahmen weltweit umgesetzt und dabei 600 Mio. Euro eingespart.