Emissionshandel : Verbund-Chef: "Deutschland gibt beim CO2-Preis den Takt vor und Österreich wird nachziehen"

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"Wir haben bereits ein Klimaproblem. Wir sind die erste Generation, die die Auswirkungen des Klimawandels richtig zu spüren bekommt und wir sind wahrscheinlich auch die letzte, die noch etwas gegen eine Klimakatastrophe unternehmen kann", ist Wolfgang Anzengruber, CEO des Energieunternehmens Verbund, überzeugt. Zu lange habe man sich bei den Emissionen nur auf den Energiesektor konzentriert, es sei höchste Zeit die Sektorenkopplung anzugehen und auch Wärme und Verkehr miteinzubeziehen, so Anzengruber heute im Pressegespräch der Verbund-Energiekonferenz Energy2050. Passieren soll das nicht in Form einer CO2-Steuer - diese sieht der Verbund-CEO als ungeeignet -, stattdessen sollen Wärme und Verkehr in das Emissionshandelssystem der EU, dem EU ETS, integriert werden.

"Wir haben erkannt, dass die erhöhte CO2-Konzentration vom Menschen verursacht wurde, nun müssen wir dem Schadstoff einen Preis geben, um weitere Anstiege zu vermeiden. Die CO2-Vermeidung anhand von Investitionen in nachhaltige Technologien muss günstiger werden, als die Zahlungen für Zertifikate", so Wolfgang Anzengruber. Mit der Integration in das EU ETS ist es dabei nicht getan, es soll auch ein Mindestpreis für CO2 eingeführt werden. Dieser soll jährlich angepasst werden, damit mögliche Preisschocks vermieden werden und Unternehmen Investitionssicherheit geboten wird.

Bis es zur tatsächlichen Umsetzung eines CO2-Preises kommt, kann jedoch noch etwas Zeit verstreichen, denn laut Anzengruber wird Österreich erst aktiv werden, nachdem sich die deutsche Regierung auf ein wirtschaftlich und sozial verträgliches System geeinigt hat: "Deutschland gibt beim CO2-Preis den Takt vor und Österreich wird nachziehen."

Wasserstoff als Zukunftsvision

Vorreiter könnte Österreich dafür im Bereich Wasserstoff werden. "Grüner Wasserstoff, der mittels Elektrolyse aus erneuerbarer Energie erzeugt wird, kann als Energiespeicher oder direkt als Treibstoff genutzt werden und ist dabei emissionsfrei. Europa und insbesondere Österreich sind hier bereits gut aufgestellt und wir haben eine echte Chance, beim Wasserstoff die vorderste Position einzunehmen", erklärt der Verbund-Chef. Dabei sieht er Wasserstoff weniger als eine Lösung für den Pkw-Bereich als für industrielle Prozesse. Da alleine für die vollkommene Versorgung der Stahlindustrie mit Wasserstoff 50 Prozent des Österreichischen Stroms benötigt würden, sind Importe aber unumgänglich. "Wasserstoffanlagen können im Süden wirtschaftlicher erzeugen, weshalb sich ein Import sicherlich lohnt. Man muss nicht alles selber machen, das tun wir heute mit fossilen Gütern ja auch nicht", so Anzengruber.

Die wichtigste Aufgabe der Regierung sei es nun, praktische Lösungsansätze darzubieten: "Ich glaube, wir haben genug Ziele gesetzt, jetzt ist es Zeit, zu handeln. Die Sektorenkopplung darf nicht länger populistisch diskutiert werden, sondern muss politisch real werden."